Haven Brotherhood: Claim & Protect

Originaltitel: Men of Haven: Claim & Protect
Übersetzer: Julia Weisenberger

Erschienen: 09/2019
Serie: Haven Brotherhood
Teil der Serie: 3

Genre: Contemporary Romance, Dark Erotica, Western Romance
Zusätzlich: Dominanz & Unterwerfung

Location: USA, Texas, Dallas

Seitenanzahl: 424


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-328-6
ebook: 978-3-86495-329-3

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Haven Brotherhood: Claim & Protect


Inhaltsangabe

Hart leben, härter f*cken und ausschließlich den eigenen Regeln folgen: Dies sind die drei Prinzipien, an die sich die sechs Männer der Haven-Bruderschaft stets halten. Sie weigern sich, den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen, und nehmen sich stattdessen, was und wen sie wollen.

Trevor Raines Leben bewegt sich stets am Rande der Legalität. Um das Leben anderer zu retten schreckt er vor nichts zurück. Die einzigen Regeln, denen der Cowboy und Bar-Besitzer folgt, sind seine eigenen. Nichts in der Welt kann das ändern. Denkt er. Bis er Natalie Jordan trifft. 

Die Kellnerin Natalie will nur eines, und das ist ein Neuanfang. Sie hat eine genaue Vorstellung von ihrem neuen Leben, und in diesem Plan kommt kein Mann vor. Erst recht nicht ihr eigener geheimnisumwitterter Chef, egal, wie wie liebevoll – oder berauschend – er ist. Aber Trevor hat sich fest vorgenommen, Natalies innere Mauern einzureißen, sie zu beschützen und zu besitzen.

Sesshaft werden wollte Trevor nie, aber etwas an Natalie zieht ihn zu sehr an, als dass er die Finger von ihr lassen könnte. Also bleibt ihm nur eine Wahl: Seine Pläne zu ändern … und ihre.

Doch als Natalies Ex auftaucht und sie bedroht, setzt Trevor Himmel und Hölle in Bewegung, damit dieser Bastard sie nie wieder verletzten kann. Selbst wenn er dafür seine dunklen Geheimnisse preisgeben muss – und Natalie womöglich für immer verliert …

Über die Autorin

Die aus Oklahoma stammende Mutter zweier hübscher Töchtern ist attestierte Liebesromansüchtige. Ihr bisheriger Lebenslauf spiegelt ihre Leidenschaft für alles Neue wider: Rhenna Morgan arbeitete u.a. als Immobilienmaklerin, Projektmanagerin sowie beim Radio.

Wie bei den meisten Frauen ist ihr Alltag von morgens...

Weitere Teile der Haven Brotherhood Serie

Leseprobe

XXL-Leseprobe bei Book2Look

Jeder Barbesitzer im Deep-Ellum-Viertel von Dallas wäre begeistert, wenn er an einem trüben Oktoberabend unter der Woche wenigstens ein klein wenig Geschäft machen würde. Aber wenn mehr als die Hälfte der Tische im eigenen Pub besetzt und beide Barkeeper damit beschäftigt waren, einen Drink nach dem anderen auszuschenken – das war herrlich.
Nicht übel für jemanden, der das College abgebrochen hatte. Aber Trevor Raines hatte in den letzten zehn Jahren eines von seinen Brüdern gelernt: Wenn man den richtigen Fokus und etwas Einfallsreichtum bewies, konnte man alles erreichen.
Neben ihm beugte sich Jace Kennedy an dem für...

...die Bruderschaft reservierten Tisch vor und deutete mit seinem Scotch auf Trevors neueste Kellnerin auf der anderen Seite des Raums. „Die da ist eine Gaunerin.“
Trevor folgte seinem Blick rechtzeitig, um besagte Gaunerin zu sehen, die sich einer der übergroßen Eckbänke näherte und dabei ein übervolles Tablett mit Drinks auf einer Hand balancierte. Sie war ziemlich klein, höchstens eins fünfundfünfzig, und wog wohl nicht mehr als sechzig Kilo, besaß aber einen Körper mit Killerkurven und den Charme des Mädchens von nebenan. Diese Kombination war ein Hit bei den Kerlen, das hatte er von Anfang an gewusst. Normalerweise hätte das dafür gesorgt, dass er sie vom Fleck weg eingestellt hätte – obwohl sie keinerlei Erfahrung besaß. Aber aus irgendeinem Grund hatte ihn die Vorstellung, dass die Typen Natalie Jordan nonstop anbaggern könnten, so sehr genervt, dass er sie fast abgewiesen hätte.
„Habe sie erst vor ein paar Wochen angestellt“, sagte er. „Sie meinte, sie wäre die beste Kellnerin, die ich jemals hatte, wenn ich ihr die Chance dazu geben würde.“ Es war die Verzweiflung in ihrer Stimme gewesen, die die Waagschale zu ihren Gunsten gekippt und ihn dazu gebracht hatte, ihr die Stelle anzubieten. Bisher hatte sie ihre Prophezeiung wahr gemacht. Für eine Frau, die in ihrem ganzen Leben noch nie eine Drink-Bestellung entgegengenommen hatte, hatte sie sich in ihrem neuen Job besser zurechtgefunden, als er angenommen hatte.
„Ich stehe auf Frauen, die Feuer haben“, sagte Jace.
Ein anderer der Haven-Brüder, Zeke Dugan, nippte an seinem Bohemia Weiss und betrachtete Natalie über den Rand der Bierflasche hinweg. „Ich habe das Gefühl, ich kenne sie irgendwoher.“
„Das würde mich nicht überraschen“, sagte Trevor. „Da ich nur eine Kellnerin einstellen wollte, hat Knox sie überprüft. Zwar nur oberflächlich, aber er hat trotzdem eine abgelaufene Zulassung als Krankenschwester gefunden, die sie in ihrer Bewerbung nicht erwähnt hat. Das ist allerdings schon eine Weile her.“
Zeke nickte. „Das muss es wohl sein. Aber sie hat nicht in der Unfallklinik mit mir gearbeitet. An diesen Gang würde ich mich erinnern.“
Zekes Verlobte, Gabe, sah von dem Hochzeitsmagazin auf, das zwischen ihr und Jace’ Frau Viv lag, und schlug ihm gegen die Schulter. „Du bist nur noch ein paar Wochen davon entfernt, ein verheirateter Mann zu sein. Du solltest nicht länger den Hüftschwung anderer Frauen bewundern.“
„Ich habe nicht behauptet, dass ich ihn bewundere, gatinha. Ich sagte, dass ich mich daran erinnern würde.“ Er ergriff ihre Hand, bevor Viv sie wieder in die Welt der Hochzeitskleider und -torten entführen konnte, küsste ihre Fingerknöchel und grinste. „Dein Schlendern ist mir viel lieber als jedes Powerwalking.“
Trevor lehnte sich zurück und sah seiner neuesten Angestellten zu. Dabei hatte er sich schon etliche Male ertappt – öfter, als er sich eingestehen wollte. Immerhin arbeitete sie für ihn. Die Art, wie Natalie sich bewegte, mit einem Powerwalking zu vergleichen, war ein wenig krass. Ja, sie bewegte sich ohne großes Brimborium von A nach B, aber das minderte nicht den subtilen Schwung ihrer Hüften oder die Art, wie sie geschmeidig von einer Aufgabe zur nächsten wechselte. So flüssig und geschmeidig wie ein Fluss nach einem starken Regen.
Nachdem sie die Drinks verteilt hatte, ging Natalie durch den ihr zugeteilten Bereich in der Bar, immer mit Blick darauf, wer ein weiteres Getränk bestellen wollte. Die sanften kleinen Lichter, die an der Decke angebracht waren, verliehen ihren elfenhaften Zügen einen hübschen Schimmer, und das Tanktop von der Stange, auf dem das Logo des Den prangte, betonte ihren üppigen Vorbau. Er hatte bereits einige Kerle dabei ertappt, wie sie genau diese Pracht bewunderten, und das hatte ihn dazu gebracht, ernsthaft darüber nachzudenken, ihr ein übergroßes T-Shirt als Arbeitskleidung zu verpassen.
Sie hatte es bis zu dem Torbogen geschafft, der zum Hauptraum führte, als sie ihr Handy aus der Hosentasche zog, auf den Bildschirm sah und außer Sichtweite eilte.
„Verdammt“, murmelte er und kippte den Rest seines Biers hinunter.
„Gibt’s ein Problem?“, fragte Jace.
Vermutlich. Egal, wie gut sie in der Bar arbeitete und wie sehr er es genoss, ihr zuzusehen, es gab ein paar schlechte Angewohnheiten, die er nicht ignorieren konnte. „Diese verdammten Handys. Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht erlaubt sind, während sie arbeitet, und sie heute schon zweimal damit erwischt.“
„Vielleicht sieht sie nur auf die Uhr“, sagte Zeke. „Und wenn sie sich um ihre Gäste kümmert, was schadet es dann?“
„Wenn du grad bei einem Patienten bist, würdest du simsen?“
Zeke lachte leise. „Punkt für dich. Aber ich habe auch keine Zeit, zu simsen, wenn jemand grade den Boden der Notaufnahme voll blutet.“
„Bei deiner Aufmerksamkeitsspanne würdest du es vermutlich versuchen.“ Jace drehte den Zahnstocher, den er in seinem Mundwinkel stecken hatte, mit der Zunge um und konzentrierte sich auf Trevor. „Mach dem neuen Mädel nicht zu schnell Vorwürfe. Vielleicht hat sie dich missverstanden. Wenn sie sonst nichts falsch macht, sprich zuerst mit ihr. Außer, du hast es eilig, wieder Bewerbungsgespräche zu führen.“
„Verflucht, nein.“ Das letzte Mal hatte es drei Wochen gedauert, bis er es geschafft hatte, zwei neue Frauen einzustellen. Natalie war die Einzige gewesen, die den Aufwand wert gewesen war.
Viv richtete sich von dem kleinen Berg von Hochzeitsmagazinen auf und schob das fünf Zentimeter dicke Brautmagazin direkt vor Gabe. „Wirklich? Dir gefällt das hier nicht? Das würde toll an dir aussehen.“
Gabe neigte das Kinn und schenkte ihr einen „Du machst wohl Witze“-Blick. „Ich repariere Autos und trage 362 Tage im Jahr Jeans. Das Einzige, was eine Schleppe für mich bedeuten würde, wäre, dass ich mich direkt vor aller Augen auf die Nase lege.“
„Ich verstehe das nicht“, sagte Trev zu Zeke. „Wenn ihr nichts Großes plant, warum beschäftigt ihr euch mit Torten und diesem ganzen Kleider-Scheiß? Lasst mich euch einfach nach Vegas fliegen, wie ich es für Viv und Jace getan habe.“
Viv warf einen gespielt bösen Blick den Tisch hinab. „Torten und Kleider sind kein Scheiß. Egal, wo sie heiraten, jede Frau verdient es, sich an ihrem Hochzeitstag hübsch zu fühlen.“ Offensichtlich zufrieden, dass sie ihren Standpunkt verdeutlicht hatte, leckte sie an ihrer Fingerspitze, blätterte um und rutschte näher an Gabe heran.
Zeke senkte die Stimme, vermutlich um weiteren bösen Blicken der Frauen zuvorzukommen. „Gabe weiß noch nicht, was sie will. Was immer wir tun, wird nur im engsten Familienkreis stattfinden, aber wenn sie sich für etwas Schnelles und Witziges entscheidet, kommen wir auf dein Angebot zurück.“
Trevor zuckte mit den Achseln. Er verstand immer noch nicht, weshalb alle aus diesem einen Tag etwas so Großes machten, wenn doch das, was wirklich zählte, danach kam. „Was immer ihr wollt.“
„Das sind die Worte eines Mannes, der sich noch nicht unterworfen hat. Aber eines Tages …“ Jace grinste und nippte an seinem Scotch.
Trevor hob die Hände. „Sieh mich nicht so an, als ob du mich verkuppeln wolltest. Ich bin kein guter Kandidat für eine Ehe.“
„Ich weiß nicht, warum du so dagegen bist“, sagte Zeke. „Von uns allen bist du derjenige, der die besten Vorbilder für eine Beziehung hatte.“
„Meinen Vater würde ich kaum als Vorbild bezeichnen.“
Zekes Gesichtsausdruck wurde innerhalb von Sekunden hart. „Ich habe damit Frank gemeint. Du bist nicht wie dein leiblicher Vater – egal, ob du sein Fleisch und Blut bist oder nicht.“
Klar. Weil Trevor seine Fäuste so gut unter Kontrolle gehabt hatte, während er erwachsen geworden war. Das bedeutete aber nicht, dass er sich nicht wünschte, Zeke hätte recht.
Natalie wich einer miteinander plaudernden Gruppe von Mädels aus, die nicht darauf achteten, wohin sie gingen, marschierte zu einem Zwölfertisch mit lauten Collegejungs und verteilte Bier. Falls sie mitbekam, wie viele davon auf ihren süßen Hintern starrten, ließ sie es sich nicht anmerken. Er auf der anderen Seite musste darum kämpfen, nicht seine Backenzähne zu Staub zu zermalmen, so fest biss er sie aufeinander.
Einer von Natalies Kunden streckte den Arm aus, als sie um den Tisch herumkam, und versuchte, ihn ihr um die Taille zu legen.
Trevors Körper spannte sich an, und er wappnete sich, einzugreifen, aber Natalie bewegte sich rechtzeitig, tätschelte gutmütig den Arm des Kerls und eilte zurück zur Bar. Dann zog sie ihr Handy heraus und sah auf den Bildschirm, ohne langsamer zu werden.
Das war jetzt das dritte Mal.
„Ich muss mich darum kümmern.“ Er erhob sich, schnappte sich seine leere Bierflasche und deutete auf die Drinks in der Runde. „Braucht einer von euch noch was?“
„Nein“, sagte Zeke. „Passt alles.“
„Zeke und Gabe fahren mit mir und Viv raus nach Haven“, fügte Jace hinzu. „Die Mütter haben darum gebettelt, ihre Meinung bezüglich des Kleids kundtun zu dürfen.“
Trevor schüttelte den Kopf. „Frauen.“ Er hob das Kinn in Richtung Zeke. „Wenn ihr außerhalb von Texas den Bund eingehen wollt, steht mein Angebot. Als du Gabe in meiner Cessna mitgenommen hast, hat sie gekichert, aber meine G6 wird sie zum Schnurren bringen.“
„Ich hab ihr ’nen Klunker an den Finger gesteckt, Kumpel. Hör auf, meine Frau anzumachen.“
Er zwinkerte Gabe zu, umrundete den Tisch und drückte Vivs Schulter. „Ich dachte, du wüsstest es. Die, die man nicht haben kann, sind die Besten, um ihnen nachzujagen.“
Nicht, dass er jemals einer Frau nachgejagt wäre. Dafür hatte nie die Notwendigkeit bestanden, und außerdem war es ihm dank seiner Gene immer zu gefährlich erschienen, eine längerfristige Beziehung zu führen. Er ging durch den Raum und warf dem Kerl, dessen Finger Natalie zu nahegekommen waren, einen Blick zu. Das war dumm. Sie war gut damit umgegangen, und sein Manager Ivan hätte es nicht länger als eine Nanosekunde geduldet, aber aus irgendeinem Grund pisste es ihn an.
Im Hauptraum standen vom Goth bis hin zu Angestellten im Feierabend alle möglichen Menschen an der glänzenden honigfarbenen Bar, die er extra aus Dublin hatte einfliegen lassen. Rock- und Film-Sammlerstücke, für die er ein kleines Vermögen bezahlt hatte, hingen an jeder Wand und verliehen dem alten europäischen Kneipendekor einen trendigen Touch. Zwei der anderen Kellnerinnen hatten die Tische am Eingang übernommen, aber Natalie war nirgends zu sehen.
Er trat neben Vicky, die hinter der Bar stand. „Wo ist Natalie?“
Die erstklassige Barkeeperin runzelte die Stirn, sah sich um und schob den Flaschenöffner in ihre hintere Hosentasche.
Ein dunkelhaariger Kerl mit komplett tätowierten Armen und Tunneln in den Ohrläppchen, die groß genug waren, um mit einer 44er Magnum hindurchzuballern, mischte sich ein. „Suchen Sie nach der kleinen sexy Kellnerin mit dem zielgerichteten Gang?“
Na super. Noch einer, den er im Auge behalten musste. „Ja, genau die.“
Der Kerl nickte in Richtung des Angestellteneingangs auf der Rückseite der Bar. „Vor ein paar Minuten ist sie dorthin verschwunden.“
So viel zu Zekes Theorie, sie würde nur nach der Uhrzeit sehen. Trevor hatte keine lange Liste von Regeln, und er würde auf keinen Fall zulassen, dass er die wenigen verbog, die er hatte, egal, wie tüchtig eine Angestellte war. „Danke.“
Der Lärm der Menge und der Bass des neuen Alternative-Rock-Lieds aus den Lautsprechern wurde leiser, während er den hinteren Flur entlang ging. Eine Frau lehnte an der Wand und wartete mit verschränkten Armen darauf, dass derjenige die Toilette frei machte, der sich dort aufhielt, aber sonst war niemand da. Vielleicht hatte Jace recht und er hatte voreilige Schlüsse gezogen. Obwohl er sich fragte, wie zum Teufel er es fehlinterpretieren konnte, dass sie den ganzen Abend dieses verdammte Gerät umklammert gehalten hatte.
Langsam öffnete er die Hintertür. Der Parkplatz für die Angestellten wurde von einem summenden Licht erhellt und die schwüle Luft klatschte ihm entgegen, noch bevor er einen Stiefel auf den Asphalt gesetzt hatte.
Natalies Stimme ertönte aus den Schatten auf der anderen Seite des Grundstücks. „Ich weiß, dass du Angst hast, aber du kannst nicht die Cops rufen.“
Trevor trat von der Tür weg und sah, dass sie sich auf einem der etwas privater gelegenen Picknicktische niedergelassen hatte, die seine Angestellten für Raucherpausen benutzten. Sie hatte dem Eingang den Rücken zugewandt und einen Großteil ihres dunkelbraunen Haares auf dem Kopf in ihrer Faust, als ob sie es in der nächsten Sekunde ausreißen wollte.
Seltsam – sie so aufgewühlt zu sehen, ließ sämtliche seiner Pläne, ihr eine Standpauke zu halten, erst mal in den Hintergrund treten, und brachte ihn stattdessen dazu, herausfinden zu wollen, was los war, und es in Ordnung zu bringen.
„Mom, wenn du die Cops rufst, wird er uns einfach wieder vor Gericht zerren. Ich kann mir keine weiteren Ausgaben für Anwälte leisten.“ Sie hielt inne, setzte sich aufrechter hin und ließ ihr Haar wieder über ihre Schultern fallen. „Ich weiß, dass er derjenige ist, der sich nicht an die Regeln hält, aber das ist egal, wenn man bedenkt, welche Freunde er hat. Lass einfach die Lichter aus, sorg dafür, dass Levi leise ist, und geh nicht ran. Ich komme heim, sobald die Bar schließt.“
Seine Nackenhaare richteten sich auf angesichts der enormen Angst in ihrer Stimme und der Tatsache, dass sich jemand in seinem eigenen Haus verstecken musste, und all seine Sinne waren in Alarmbereitschaft.
Sie sah über ihre Schulter und riss die Augen auf. Sie senkte die Stimme, aber nicht genug, um ihre Worte unhörbar zu machen. „Ich muss los, Mom. Es wird alles gut gehen. Wyatt ist ein Idiot, aber nicht so dumm, dass er die Tür eintritt.“
Die Tür eintreten? Wer war dieses Arschloch, und noch wichtiger, wieso zum Teufel schikanierte er Natalie?
Sie machte das Handy aus, erhob sich und schob das Gerät mit derselben geübten Bewegung wieder in ihre hintere Hosentasche, die sie schon den ganzen Abend über gezeigt hatte.
Trevor ließ die Tür hinter sich zufallen. „Gibt es ein Problem?“
„Nein, alles in Ordnung.“ Sie ging auf ihn zu, setzte ein falsches Lächeln auf und deutete auf die Picknicktische. „Ich habe nur eine Pause gebraucht, um etwas daheim zu klären.“
Eine Lüge. Ihr gesamter Körper zeigte ihm, dass ihr nicht wohl dabei war, sie ihm aufzutischen, aber sie hatte es nichtsdestotrotz getan. Er verschränkte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf. Es gab zwei Möglichkeiten, dieses Spiel zu spielen: sie wegen dem, was er gehört hatte, zur Rede zu stellen, oder abzuwarten, was sie ihm von sich aus anvertrauen würde. Da er es hasste, wenn sich andere in seine Probleme einmischten, wählte er Option Nummer zwei. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir darüber geredet haben, wie ich über Handys am Arbeitsplatz denke.“
Sie hielt gerade außerhalb seiner Reichweite inne und drückte die Schultern durch. Trotz ihrer stolzen Haltung erwiderte sie seinen Blick nicht, sondern konzentrierte sich stattdessen auf sein Schlüsselbein. „Ja, Sir.“
„Würdest du mir mitteilen, weshalb du deinen neuen Job riskierst, indem du diese Regel brichst?“
„Lieber nicht.“ Das Rückgrat, das sie an dem Tag gezeigt hatte, als er sie eingestellte hatte, funkelte hell in ihren Augen, aber diesmal erkannte er noch etwas anderes in ihrem Blick. Eine Sorge, die sie nicht gänzlich hinter ihrem Schneid verbergen konnte.
Er kannte diese Frau nicht. Nicht wirklich. Er wusste weder, wie ihre Hintergrundgeschichte lautete, noch was bei ihr zu Hause vor sich ging, aber alles in ihm schrie danach, sie hochzuheben, sie und wer auch immer sie angerufen hatte, in Sicherheit zu bringen und sie dazu zu zwingen, ihm zu erzählen, was los war, damit er es wieder richten konnte. Obwohl das, wenn er nach dem sturen Ausdruck auf ihrem Gesicht ging, vermutlich nicht die beste Vorgehensweise wäre. Es wäre besser, es auf beruflichem Wege zu versuchen. „Ich werde dich nicht anlügen, Nat. Du bist gut im Umgang mit den Kunden. Verlässlich. Schnell. Freundlich. Es ist schwer, eine dieser Fähigkeiten bei einer Kellnerin zu finden, ganz zu schweigen von allen dreien. Ich würde lieber nicht nach einem Ersatz suchen müssen, aber du hilfst mir gerade nicht mit deinem Verhalten.“
Sie schluckte schwer und kniff die Lippen zusammen, als ob sie sich mühsam zurückhalten müsste, ihm keine zu klatschen. „Mein Sohn ist sieben Jahre alt und meine Mom hat Todesangst vor meinem Ex. Ich habe mein Handy bei mir, damit sie mich erreichen können, wenn es sein muss. Ich verspreche, ich lasse nicht zu, dass es mit meiner Arbeit Probleme gibt, aber wenn das ein absolutes No-Go für dich ist, verstehe ich das. Ich kann entweder den Abend noch fertig machen oder gleich einen Schlussstrich ziehen.“
Oh ja. Ihr Schneid und ihre freche Schnauze gekoppelt mit einer Sprache, die er verstand. Und sie hatte ihm genau das gegeben, was er gebraucht hatte, um genauer nachbohren zu können. „Hat deine Mutter Grund, diesen Kerl zu fürchten?“
Sie hielt den Mund, aber ihr Gesicht wurde etwas blasser.
„Ich frage nicht nach Einzelheiten“, sagte Trevor, obwohl vor ungefähr drei Minuten ein Anruf bei Knox mit der Bitte um sämtliche Einzelheiten zu diesem Fall an erste Stelle seiner To-Do-Liste geschossen war. „Ich frage, damit ich weiß, ob demnächst ein aufdringliches Arschloch in meiner Bar auftauchen wird. Ich muss auch wissen, ob das etwas ist, womit du täglich zu tun hast.“
Sie stieß einen müden Seufzer aus und senkte die Schultern. „Ich würde sagen, dass ihre Ängste nicht unbegründet sind, aber das ist nichts, womit du dich auseinandersetzen musst. Wyatt zeigt seine Wutausbrüche nur vor kleinem Publikum.“
Reflexe, die er in seiner Jugend entwickelt hatte, meldeten sich. Trevor wusste genau, welche Art von Wutausbrüchen sie meinte. Er hatte sieben Jahre lang mit den tyrannischen Fäusten seines Vaters gelebt, bevor das Schicksal und der Tod seiner Mutter seine ganze Welt auf den Kopf gestellt hatten. „Hol deine Sachen und geh nach Hause.“
„Du feuerst mich?“
„Nein. Ich sage dir, du sollst den Scheiß hier sein lassen und nach Hause zu deinem Sohn gehen.“ Er zwang sich, tief einzuatmen, und entspannte seine Fäuste. „Von heute an ist es okay, wenn du dein Handy bei dir behalten musst, aber mach das nur im Privaten. Die anderen Angestellten sollen nicht denken, dass ich dir extra Vorteile einräume. Und nächstes Mal versuch nicht, zwei Probleme gleichzeitig zu lösen. Sag mir oder wem auch immer, der gerade im Club das Sagen hat, dass es Probleme gibt, dann schaff deinen Hintern nach Hause und kümmere dich darum.“
Zum ersten Mal, seit er sie kennengelernt hatte, verrutschte die Maske, die sie immer sorgfältig getragen hatte. Ein atemberaubendes Lächeln ersetzte sie, das so wunderschön und kraftvoll war, dass es in fast göttlicher Absolution durch ihn hindurchrauschte.
„Danke“, sagte sie. Es war kaum lauter als ein Flüstern, aber so voller Emotion, dass es ihn fast umwarf. Sie streckte die Hand aus, als ob sie seinen Arm berühren wollte, zog dann allerdings genauso schnell den Ellbogen wieder an ihre Seite zurück. „Versprochen, das wirst du nicht bereuen.“
Bevor er antworten konnte, trat sie um ihn herum, riss die Tür auf und eilte den dunklen Flur hinunter.
Er hielt die Tür fest, bevor sie sich schließen konnte, und sah ihr nach. Gefährliche Ideen machten sich in seinem Kopf breit, die er nicht aufhalten wollte. Es war nicht nur eine Selbstverständlichkeit gewesen, Natalie das Zugeständnis zur Benutzung ihres Handys zu geben, sondern ihr Ex war gerade in Trevors Fadenkreuz geraten.

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