Kings of Retribution MC: Finding Solace

Originaltitel: Finding Solace (Kings of Retribution MC Book 3)
Übersetzer: Oda Janz

Erschienen: 05/2023
Serie: Kings of Retribution MC
Teil der Serie: 3

Genre:

Location: USA, Montana


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-596-9
ebook: 978-3-86495-597-6

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Kings of Retribution MC: Finding Solace

,

Inhaltsangabe

Ein kurzer Moment genügt, um Reid Carters Leben für immer zu verändern.

Reid Carter – Road Captain für den Kings of Retribution MC. Er wurde in dieses Leben hineingeboren. Eine Welt, in der man nach eigenen Regeln lebt und spielt.
Eine Tragödie schlägt doppelt zu und raubt nicht nur Reids Bruder Noah das Leben, sondern kostet Reid auch ein Bein. Jahre später ist er immer noch verbittert über die Grausamkeit des Schicksals.
Bis Mila und ihre Tochter in sein Leben treten und ihn wieder etwas fühlen lassen.

Die alleinerziehende Mutter Mila Vaughn kennt den täglichen Überlebenskampf aus eigener Erfahrung. Nach ihrer Rückkehr nach Polson, dem einzigen Ort, an dem sie wirklich Frieden empfand, schafft sie ein Zuhause für sich und ihre Tochter und erfüllt sich ihren Traum, Krankenschwester zu werden. Als ihre beruflichen Fähigkeiten sie zum Outlaw-Biker Reid Carter bringen, erweist es sich als schwierig, ihr Herz vor ihm zu schützen. Hals über Kopf verliebt sie sich in Reid.

Als eine große Gefahr in ihre Heimatstadt einzieht, macht Reid vor nichts Halt, um die Frau, ihre Tochter und aller gemeinsame Zukunft zu beschützen.

Über die Autorin

Crystal Daniels und Sandy Alvarez sind ein Schwestern-Duo und die USA Today-Bestsellerautorinnen der beliebten "Kings of Retribution MC"-Serie.
Seit 2017 hat das Duo zahlreiche Romane veröffentlicht. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Bücher und das Geschichtenerzählen führte sie auf eine aufregende Reise,...

Crystal Daniels und Sandy Alvarez sind ein Schwestern-Duo und die USA Today-Bestsellerautorinnen der beliebten "Kings of Retribution MC"-Serie.
Seit 2017 hat das Duo zahlreiche Romane veröffentlicht. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Bücher und das Geschichtenerzählen führte sie auf eine aufregende Reise,...

Weitere Teile der Kings of Retribution MC Serie

Leseprobe

Reid

Ich wache auf, weil irgendjemand an meiner Haustür Sturm klingelt. Mein Handy auf dem Nachttisch zeigt mir 09:15 Uhr an. Es ist vier Wochen her, dass ich länger als bis sechs Uhr morgens schlafen konnte. Endlich kam niemand mehr ins Zimmer, der das Licht anknipste, mir Medikamente verabreichte oder sonst etwas veranstaltete und jetzt klingelt irgend so ein Arschloch an meiner Tür. Ich öffne die App auf meinem Handy, die mit der Kamera an der Haustür verbunden ist und sehe Bellas Freundin Mila draußen stehen.
Was zur Hölle macht sie hier?
Ein paar Sekunden lang starre ich sie an. Mila...

...ist eins siebzig groß und hat rabenschwarzes, langes Haar. Sie ist schlank, mit Kurven an den richtigen Stellen, und hat ein herzförmiges Gesicht mit den aufregendsten Augen, die ich jemals gesehen habe. Ich bin besessen von ihrem Mund und der Tatsache, dass ihre untere Lippe etwas voller ist als ihre obere.
Das erste Mal habe ich sie bei einem BBQ im Clubhaus getroffen. Das heißt, sie und ihre kleine Tochter. Es gibt niemanden, der mir so den Atem raubt wie sie, bei dem mir so die Worte fehlen. Ich vergesse nie das erste Mal, als sie mich mit ihren Katzenaugen angesehen hat. Ich habe noch nie solche Augen gesehen. Sie hat mir meinen verdammten Atem geraubt. Aber egal, es gibt keinen Grund für sie, vor meinem Haus zu stehen und ich will, dass sie geht. Ich will nicht, dass sie mich anstarrt. Mich verurteilt. Nicht sie.
Sie drückt erneut auf die Türklingel. Ich werfe die Decken auf das Bettende, ziehe mich hoch und schiebe meine Beine über die Bettkante. Dann rutsche ich in meinen Rollstuhl. Ich habe nur die Jogginghosen vom Vortag an, fahre aus dem Zimmer, in den Flur und von dort in die Küche. Ziemlich aufgewühlt reiße ich die Tür auf. „Was zum Teufel willst du?“, schnauze ich sie an. Meine Stimme ist noch ganz verschlafen.
Ihre hypnotisierenden Augen treffen auf die meinen und für eine Sekunde starren wir uns gegenseitig an, bevor sie antwortet: „Macht es dir etwas aus, mich zuerst reinzulassen, damit ich dir erklären kann, warum ich hier bin?“ Sie klingt ziemlich sauer.
Sie steht da, klingelt an meiner verdammten Tür, weckt mich auf und dann ist sie sauer? „Was willst du? Ich bin nicht in der Stimmung für Besucher“, sage ich ihr.
„InCare hat mich geschickt.“
Was? Verdammt, nein! Das wird nicht funktionieren. Ich will nicht, dass Mila all diese Dinge für mich tut. „Nein“, schneide ich ihr das Wort ab.
„Nein?“, fragt sie und ist etwas verunsichert von meinem Auftreten, doch sie erholt sich schnell. „Okay, ich gebe zu, dass ich zuerst Bedenken hatte, als man mir gestern deine Akte gab, aber ich brauche diesen Job, Reid.“ Als Mila ihre Arme vor der Brust verschränkt, drückt sie damit ihre Brüste nach oben und ich bin kurzzeitig etwas abgelenkt. „Aber ich werde auch nicht hier stehen und betteln“, fährt sie fort und verunsichert jetzt mich ein wenig mit ihrem Auftreten.
Mein Blick wandert zurück zu ihrem Gesicht und ich sehe, wie sie mich anstarrt. „Wenn ich es richtig verstanden habe, benötigst du eine Vollzeitpflege für mindestens vier bis acht Wochen, je nachdem, wie schnell du dich erholst. Das stimmt doch, oder?“
„Du hast die Krankenakte gelesen, Kätzchen, also gehe ich davon aus, dass du alles weißt.“ Ich starre sie weiter an und bemerke, dass ihre Augen irritiert flackern, als ich sie Kätzchen nenne.
„Ich bin kein verdammtes Haustier. Ich habe einen Namen“, zischt sie. „Ich wäre dir dankbar, wenn du ihn benutzen würdest.“
„Ach nein, ich denke, Kätzchen gefällt mir besser“, sage ich mit einem Grinsen und beobachte, wie sie rot wird und ihre Hände zu Fäusten ballt. Als ich meinen Mund öffne, um weiterzureden, hebt sie ihre Hand und bringt mich zum Schweigen. Nicht viele Menschen würden damit durchkommen, aber ich merke, dass Mila echt tough ist, und das respektiere ich.
„Meine Tochter müsste auch mitkommen“, gibt sie mit zusammengebissenen Zähnen von sich und ignoriert, was ich gesagt habe.
Ich bin nicht darauf vorbereitet, den Lärm und das Chaos zu akzeptieren, das ein Kind in meinem Hause veranstalten würde. Scheiße! Egal, wie ich mich momentan fühle oder ob ich mich zu der Frau, die vor mir steht, hingezogen fühle oder nicht, ich werde nicht zulassen, dass sie wegen mir nicht mehr für ihre kleine Tochter sorgen kann. Für den Moment gebe ich nach und bewege mich zum Küchentisch. Mila folgt mir. Sie zieht einen Stuhl zu sich heran und setzt sich.
„Weißt du überhaupt, was das bedeutet? Ich bin kein kleiner Mann, Mila.“ Ich mache eine Bewegung mit meinen Händen, um das zu unterstreichen. „Du wirst mir dabei helfen müssen, aus diesem Stuhl zu kommen, aus dem Auto …“ Ich mache eine Pause und versuche ein Grinsen zu verbergen … „oder der Dusche. Und manchmal brauche ich Hilfe beim Anziehen. Ich will diese Hilfe nicht in Anspruch nehmen müssen, aber mit nur einem Arm …“ Ich zucke mit den Achseln, halte aber den Augenkontakt zu ihr aufrecht.
Sie mustert meinen Körper. Was mir dabei auffällt: Ihr Blick bleibt nicht an meinem Bein hängen. Bei den meisten Frauen ist das so. Sie starren es an, als wäre es irgendwie abartig, aber Mila tut das nicht.
Sie räuspert sich und setzt sich aufrechter hin. „Ich bin mehr als fähig, all diese Dinge zu tun, Mr. Carter. Es ist mein Job und ich bin ziemlich gut darin.“
Oh. Jetzt ist es also Mr. Carter. „Ich dachte, du bist eine Geburtshelferin?“, frage ich sie.
„Ich habe auch einen Abschluss in häuslicher Pflege. Ich wäre nicht hierher geschickt worden, wenn ich nicht qualifiziert wäre.“
„Okay, dann gebe ich dir eine Woche, um mir zu zeigen, dass du es kannst“, antworte ich.
Mila lehnt sich entspannt im Stuhl zurück. „Ich entschuldige mich dafür, dass ich dich heute Morgen geweckt habe. Wenn du willst, kann ich Kaffee kochen?“ Sie sieht sich im Zimmer um, dann steht sie auf und geht zum Küchentresen, auf dem die Kaffeekanne steht.
Ich beobachte, wie sie sich bewegt. „Hört sich nach einem guten Anfang an.“
Was mache ich da eigentlich?
„Ich finde mich in der Küche zurecht. Du kannst dich anziehen, wenn du willst. Ich meine, ein Shirt überwerfen“, sagt sie und öffnet und schließt Küchenschränke, bis sie findet, was sie braucht.
Vielleicht fühlt sie sich in meiner Nähe ja genauso unwohl wie ich mich in ihrer. „Das ist okay, Kätzchen. Mir geht’s gut.“
Ihr Rücken versteift sich, als erneut das Wort Kätzchen aus meinem Mund kommt, aber sie ignoriert es und zuckt mit den Achseln. „Wie du willst. Hast du Hunger? Ich könnte etwas kochen. Das ist alles Teil meines Jobs.“ Sie geht zum Kühlschrank und öffnet ihn. Darin findet sie lediglich abgelaufene Kaffeesahne und ein Glas Mayonnaise. „Oder vielleicht auch nicht“, murmelt sie und schließt die Tür.
„Ich muss einkaufen gehen. Quinn war gestern hier und hat nur vergammeltes Essen gefunden.“ Ich reibe meinen Nacken mit meiner Hand und denke an sein Gesicht, als er einen Bissen von dem vergammelten Fleisch nahm, das er gestern auf ein Stück Brot gelegt hatte, um sich ein Sandwich zu machen. Mila stößt ein leises Lachen aus, was mich erstaunlicherweise so entspannt, dass ich lächle.
„Ja, immer wenn ich Quinn getroffen habe, hat er gegessen.“
„Komm, ich zeig dir alles, während wir auf den Kaffee warten“, biete ich ihr an. „Wie du sehen kannst, ist das die Küche und das Wohnzimmer.“
Wir machen uns auf den Weg zum Flur. Beim Gästezimmer bleibe ich stehen und öffne die Tür. Ich mache ihr etwas Platz mit meinem Rollstuhl, damit sie reingehen und sich umsehen kann. Das Zimmer ist leer. Ich hatte keinen Grund, es zu möblieren. Bis jetzt. Als sie an mir vorbeigeht, atme ich ein und nehme ihren Duft wahr.
„Hast du gerade an mir geschnüffelt?“ Mila dreht sich zu mir um.
„Das nennt man atmen. Du bist eine Krankenschwester. Du solltest über die grundlegenden Funktionen des menschlichen Körpers Bescheid wissen“, sage ich wie ein Klugscheißer und bewege mich weiter den Flur hinunter, um ihr das Badezimmer zu zeigen. „Das ist nur für dich, ich habe mein eigenes in meinem Schlafzimmer.“ Während der Tour führen wir ein kurzes Gespräch. Ich halte an und zeige ihr mein Schlafzimmer. Sie geht darin herum und betrachtet die Ausstattung, die ich gestern installieren ließ, bevor sie ins Bad geht.
„Ich finde es gut, dass du versuchst, einige Dinge allein zu schaffen, aber diese Dusche ist prädestiniert für einen Unfall“, sagt sie, nachdem sie sich die Duschkabine angesehen hat. „Du solltest dir einen rutschfesten Duschstuhl besorgen, auf dem du sitzen kannst. Die geflieste Bank funktioniert nicht. Und außerdem brauchst du eine dieser rutschfesten Duschmatten“, ergänzt sie.
„Ich habe die Griffe, um mich festzuhalten und ich habe die Bank die ganze Zeit über benutzt“, sage ich ihr.
„Wenn ich dir dabei helfen soll, deinen nassen Körper in die Dusche zu bekommen und wieder herauszukriegen, dann muss das Ganze sicher sein. Nicht nur für dich, sondern auch für mich, Reid“, sagt sie und wird dabei etwas rot.
„Ich zeige dir noch den unteren Bereich. Dort ist mein Büro und da verbringe ich die meiste Zeit. Komm mit.“ Ich führe sie zum Fahrstuhl und deute ihr an, einzusteigen.
„Dieses Ding sieht nicht sicher aus. Ich nehme die Treppe.“ Sie sieht mir zu, wie ich mit meinem Rollstuhl hineinfahre.
„Es ist sicher. Komm rein.“ Langsam stellt sie sich neben mich und ich ziehe das rote Eisentor zu, drücke den Knopf und der Fahrstuhl fährt langsam nach unten. „Mein Büro ist direkt dort drüben“, zeige ich ihr.
„Es ist die einzige verbotene Zone hier. Wenn ich da drin bin, dann lass mich bitte in Ruhe.“
Mila sieht sich um, dreht sich zu mir und sieht mich für einen Moment lang an. Ich erwarte, dass sie neugierige Fragen stellt, doch das tut sie nicht. Ich bin überrascht.
„Trinken wir einen Kaffee“, sagt sie und dreht sich um, geht die Treppen hinauf und lässt mich allein. Dadurch habe ich einen Moment, um nachzudenken. Es gibt keinen Grund, weshalb ich ihr nicht trauen sollte. Wenn überhaupt, bin ich nicht sicher, ob ich mir selbst trauen kann, was sie betrifft.
Als ich in die Küche komme, sehe ich, dass Quinn da ist. „Lass mich rein, Arschloch“, sagt er durch die Sprechanlage.
Ich öffne die Tür, lasse ihn herein und sehe, dass er ein paar Schachteln mit Donuts dabei hat. Charley steht hinter ihm. „Hab unterwegs Frühstück geholt und dieser alte Mann hier ist mir gefolgt und wollte mein Essen stehlen“, witzelt er.
„Hey, mein Sohn. Freut mich zu sehen, dass sie dich aus dem Krankenhaus entlassen haben. Du siehst allerdings aus wie ein Stück Scheiße. Roll deinen Arsch mal in die Dusche und kümmere dich um das Zeug in deinem Gesicht“, macht Charly sich lustig, als er sich herunterbeugt, um mich zu umarmen.
„Was ist das denn für eine Karre draußen in der Einfahrt?“, fragt Quinn und deutet mit dem Daumen über seine Schulter.
„Das wäre dann wohl meine“, sagt Mila zuckersüß, als sie aus dem Flur kommt.
Großartig. Auf Quinns Gesicht zeichnet sich ein kackfreches Grinsen ab. Bevor er seinen Mund aufmacht, werfe ich ihm einen Blick zu, der sagt, dass er seine verdammte Klappe halten soll und bete, dass er einmal auf mich hört.
Charley schaut verwirrt drein, weil er nicht weiß, wer Mila ist und warum überhaupt eine Frau bei mir ist.
„Mila ist meine Pflegerin“, informiere ich ihn zögernd.
„Kein Scheiß? Du glücklicher Hurensohn.“ Quinn grinst mich an.
„Quinn“, warne ich ihn.
Er kann seine Klappe halten, wenn es darauf ankommt, aber das hier ist ein gefundenes Fressen für sein Klatschmaul. Jetzt, wo er es weiß, wissen es bald alle anderen. Ich weiß nicht, was momentan schlimmer ist. Dass die Frau, die ich schon immer umwerfend fand, als meine Pflegerin bei mir einzieht, oder dass es der Trottel hier allen erzählen wird und ich mir weiß Gott was von meinen Brüdern anhören muss, noch bevor der Tag um ist.
„Wo bleiben deine Manieren, Reid. Stellst du mich nicht vor?“, rügt mich Charley.
„Charley, das ist Mila. Mila, das ist Charley“, sage ich schnell. Charley ist wie ein zweiter Vater für mich. Er war der beste Freund meines alten Herrn. Und das praktisch seit ihrer Geburt. So lange kennen sie sich schon.
Mila wischt ihre Hände an einer Serviette ab und wirft eine halb aufgegessene Zimtschnecke in den Mülleimer. Dann streckt sie ihre Hand aus, um ihn zu begrüßen. „Freut mich, dich kennenzulernen, Charley.“
„Ebenso“, antwortet er.
Mila dreht sich zu mir um und sagt: „Wie wäre es, wenn ich einkaufen gehe und euch Jungs allein lasse?“
„Nimm meine Kreditkarte. Sie ist in meiner Geldbörse auf der Kommode im Schlafzimmer“, entgegne ich ihr.
Sie verschwindet im Flur und kommt mit meiner Geldbörse zurück. „Hier, da gehe ich nicht dran“, sagt sie und gibt sie mir. Ich öffne sie und hole meine Karte heraus, um sie ihr zu geben. „Irgendetwas Spezielles, das ich holen soll? Irgendwelche Vorlieben oder Abneigungen?“, fragt sie.
In diesem Moment, während Quinn und Charley uns beobachten, will ich, dass sie geht. „Nein und bring den Beleg mit“, brumme ich und fühle mich unwohl.
Sie scheint davon unbeeindruckt, greift sich ihre Tasche und geht zur Tür hinaus. Sowohl Quinn als auch Charley starren mich an. Ich rolle zum Tresen und schenke mir Kaffee in den Becher ein, den Mila aus dem Küchenschrank geholt hat.
„Was ist denn los mit dir heute Morgen?“, fragt Charley schroff.
„Was denn?“, gebe ich schnippisch zurück.
„Ich meine, wie du drauf bist. Hast du das Mädchen schon den ganzen Morgen so behandelt?“, will er wissen.
„Verdammt, Charley. Ich brauche diesen Scheiß nicht.“
Quinn nimmt eine der Donut-Schachteln und klemmt sie unter seinen Arm. „Ich bin dann mal weg. Sei nett zu ihr, Reid. Sie macht nur ihren Job“, sagt er. „Bis später, Bruder.“
„Siehst du, deine miesepetrige Art verscheucht jeden“, erklärt Charley.
Ich nehme meinen Kaffee mit zum Tisch, stelle ihn ab und reibe mir mit der Hand über das Gesicht. Er hat recht. Meine miese Stimmung verpestet die Luft.
„Du musst mal deinen Kopf aus dem Arsch ziehen und damit aufhören, dich zu bemitleiden. Daher kommt dieser ganze Scheiß. Selbstmitleid. Dein Dad hat dich nicht dazu erzogen, eine Frau mit so wenig Respekt zu behandeln. Auch wenn es ihr Job ist, sich um dich zu kümmern, hat sie dieses Verhalten nicht verdient. Ich bin hierhergekommen, weil ich meinen Patensohn besuchen wollte, aber jetzt fühle ich mich unwohl und das liegt an dir.“ Er schnappt sich die andere Schachtel mit den Donuts. „Und die nehme ich wieder mit.“ Er geht zur Tür und sagt: „Ich bin immer für dich da, mein Sohn. Wenn du beschlossen hast, den Stock aus deinem Arsch zu ziehen, dann ruf mich an.“
Allein in meiner Küche, denke ich über die verbalen Schläge nach, die ich gerade bekommen habe. Er hat recht. Mein Vater wäre stinksauer. Ich bewege mich ins Badezimmer und starre mein Spiegelbild an. Ich sehe beschissen aus. Seit ich ins Krankenhaus kam, habe ich mich nicht mehr rasiert und normalerweise halte ich meine Gesichtsbehaarung relativ kurz. Also greife ich nach meinem Bartschneider und mache mich an die Arbeit. Nachdem ich fertig bin, verzichte ich auf die Dusche, denn je mehr ich mir die Bank ansehe, desto mehr muss ich daran denken, was Mila über die rutschigen Fliesen gesagt hat. Für den Moment müssen Deo und Aftershave reichen. Ich rolle zu meiner Kommode, nehme ein Shirt aus der Schublade und ziehe es über meinen Gips und meinen Kopf.
Weil ich weiß, dass ich mich entschuldigen und meine Dankbarkeit beweisen muss, beschließe ich, das Gästezimmer für Mila und ihre Tochter zu möblieren. Ich nehme mein Laptop und rolle ins Wohnzimmer. Dort stelle ich den Computer auf dem Couchtisch ab und positioniere meinen Rollstuhl so nah wie möglich neben die Couch. Dann rutsche ich hinüber. Ich öffne mein Laptop und beginne mit der Arbeit. Da ich nicht sicher bin, was ihr und ihrer Tochter gefällt, suche ich einfach ein paar Dinge aus und hoffe das Beste. Als ich damit fertig bin, bekomme ich eine E-Mail vom Möbelgeschäft. Sie liefern alles noch heute am späten Abend.
Mir fällt ein, dass ich vergessen habe, Mila den Sicherheitscode zu geben. Also nehme ich mein Handy, um Mila in einer Nachricht den Code mitzuteilen. So kann sie kommen und gehen, wann sie möchte. Dabei fällt mir auf, dass ich ihre Handynummer nicht habe. Kein Problem. Ich öffne ein neues Fenster auf meinem Computer-Bildschirm, logge mich in ein paar Systeme ein und finde ihre Nummer.

Ich: Hier ist Reid. Der Sicherheitscode für die Tür ist 52469. Merk ihn dir und lösche den Text. Ich bin für den Rest des Tages unten.

Ich warte auf ihre Antwort, die etwa drei Minuten später kommt.

Mila: Ich werde nicht fragen, woher du meine Nummer hast. Ich bin mit Einkaufen fertig. Ich koche dir was, wenn ich zurückkomme.

Ich bin unsicher, was ich antworten soll, also lasse ich es. Ich begebe mich mit meinem Kaffee nach unten in mein Büro und hoffe, dass ich eine Zeit lang nicht an Mila denken muss.
Während ich mit meiner Arbeit beschäftigt bin, scheint die Zeit zu verfliegen. Bevor ich mich versehe, nehme ich einen leckeren Duft wahr und mein Magen beginnt zu knurren. Ich schalte alles aus und fahre mit dem Fahrstuhl nach oben. Mila schöpft etwas, das nach Chili riecht, in ein paar Behälter neben dem Ofen. Sie blickt auf und beobachtet mich dabei, wie ich zur Kücheninsel hinüberrolle.
„Ich wusste nicht, ob du Chili magst, aber ich habe nur eine kleine Portion gekocht. Hier habe ich etwas für dich, das du jetzt essen kannst, wenn du willst. Den Rest packe ich in den Kühlschrank.“
Als ich meine Worte wiederfinde, bedanke ich mich bei ihr. „Das weiß ich zu schätzen.“ Ich sehe ihr dabei zu, wie sie die Reste in den Kühlschrank packt und dann die Spülmaschine einräumt. „Bleibst du? Ich meine … Möchtest du mitessen?“ Ich suche nach den richtigen Worten. Verdammt nochmal, ich bin doch keine zehn Jahre alt!
„Nein, ich muss Ava abholen und unsere Sachen zusammenpacken. Das heißt, wenn du das immer noch willst. Ich habe vorhin meine Chefin angerufen und sie schickt dir gern eine andere Krankenschwester für die Nacht. Falls du Hilfe brauchst“, sagt sie.
Ich möchte in der Nacht lieber allein sein. Außerdem verschafft es mir Zeit, um das Zimmer für sie vorzubereiten. „Mach nur. Ich bin immer noch bereit, dem Ganzen hier eine Chance zu geben. Ich rufe InCare an und sage ihnen, dass ich niemanden für die Nacht brauche. Dann rufe ich Quinn an. Er kann auf der Couch schlafen und mir helfen, wenn ich etwas brauche“, antworte ich.
Sie nimmt ihre Tasche und die Schlüssel. „Dann sehe ich dich morgen.“
„Ja.“ Ich nicke.
Sie schenkt mir ein kleines Lächeln. „Okay. Dann bis morgen, Reid.“
Wieder bin ich allein. Seit Wochen dachte ich, dass es das ist, was ich will.
Doch die Wahrheit ist: Ich will nicht, dass sie geht. 

Mila

Heute ist der große Tag. Der Tag, an dem ich zu Reid ziehe. Keine große Sache, stimmt’s? Es ist nur für ein paar Wochen. Ich weiß, dass Reid sich nicht sicher war, ob ich zu ihm ziehen sollte. Immerhin habe ich Ava und wenn er Nein gesagt hätte, hätte ich das verstanden. Mir ist bewusst, dass nicht viele Menschen eine Krankenschwester mit einem Kind bei sich wohnen lassen würden. Ich kann nicht glauben, dass Kate mich überhaupt für den Job vorgeschlagen hat. Was zum Teufel hat sie sich dabei gedacht? Nachdem ich Reids Zuhause gestern verlassen habe, hätte ich beinahe bei ihr angerufen. Ich wollte ihr sagen, dass sie jemanden anderen finden soll, aber die Wahrheit ist: Ich brauche das Geld. Ich muss Rechnungen bezahlen und habe Ausgaben. Ava und Großmutter sind der Grund, warum ich mich zusammenreiße und den Job mache. Kate hätte mich nicht gefragt, wenn sie nicht sicher wäre, dass ich es schaffen würde. Ich muss lernen, Reids Art nicht persönlich zu nehmen. Ich meine, wer könnte es ihm verübeln? Mein Job ist es, ihm dabei zu helfen, dass er wieder gesund wird und genau das werde ich tun. Wenn Reid Carter denkt, dass ich nicht mit seinen harschen Worten oder seiner mürrischen Art umgehen kann, dann täuscht er sich gewaltig.
Meine Kindheit und Jugend haben mir ein dickes Fell beschert. Ich komme mit allem klar. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich gestern nicht den wahren Reid gesehen habe. Ich kenne nicht alle Probleme, die er in seinem Leben hatte, aber ich erkenne auf Anhieb, wenn jemand sich verloren fühlt. Ich bin nur dafür da, ihm bei der Genesung zu helfen. Mehr nicht. Ich habe genug eigene Probleme und kann mir keine Gedanken um diesen Mann machen. Diesen wahnsinnig sexy …
„O, hör auf damit, Mila“, schimpfe ich mit mir. „So sexy ist er gar nicht“, belüge ich mich selbst, während ich die offenen Koffer auf meinem Bett betrachte. Mein Bauch kribbelt jedes Mal, wenn er mich Kätzchen nennt.

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