Jameson Force Security Group: Codename: Hacker

Erschienen: 05/2020
Serie: Jameson Force Security Group
Teil der Serie: 4

Genre: Romantic Thrill
Zusätzlich: Contemporary

Location: USA

Seitenanzahl: 344


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-469-6
ebook: 978-3-86495-470-2

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Jameson Force Security Group: Codename: Hacker


Inhaltsangabe

Ich bin nicht mehr die Bebe Grimshaw von einst - die Frau, die jahrelang hinter den Gittern eines Hochsicherheitsgefängnisses verbrachte, weil sie im Auftrag eines Verbrechersyndikats Abschusscodes für Atomwaffen gestohlen hat. Aus heutiger Sicht bereue ich weder, was ich getan habe, noch dass ich geschnappt wurde, und doch bedaure ich die Jahre, die ich nicht mit meinem Sohn Aaron verbringen konnte. Mithilfe von Kynan McGrath wurde ich frühzeitig entlassen und trat seinem Team bei der Jameson Force Security Group bei. Heute setze ich meine Fähigkeiten dazu ein, anderen Menschen zu helfen.

Ich versuche nur, die verlorene Zeit wiedergutzumachen, und konzentriere mich auf meine Arbeit bei Jameson sowie darauf, Aaron großzuziehen. Solange ich meinen Sohn und meine Karriere habe, bin ich zufrieden. Doch das Leben hat so seine Art, einem zu zeigen, was man braucht, und als ein unglaublich attraktiver Fremder namens Griffin sich im Park mit Aaron anfreundet, muss ich mich mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass mir etwas fehlt. Ein leidenschaftlicher Teil von mir, der vor langer Zeit weggesperrt wurde, erwacht zu neuem Leben, und ich betrachte Griff auf eine Weise, wie ich seit über zehn Jahren keinen Mann mehr angesehen habe.

Gerade als ich glaube, dass die Dinge sich zum Guten wenden, wird mein Leben erneut auf den Kopf gestellt. Wie sich herausstellt, war die Begegnung mit Griff kein Zufall, denn er ist der Mann, der geschickt wurde, um mich zu töten.

Über die Autorin

Seit ihrem Debütroman im Jahr 2013 hat Sawyer Bennett zahlreiche Bücher von New Adult bis Erotic Romance veröffentlicht und es wiederholt auf die Bestsellerlisten der New York Times und USA Today geschafft.
Sawyer nutzt ihre Erfahrungen als ehemalige Strafverteidigerin in...

Weitere Teile der Jameson Force Security Group Serie

Leseprobe

Ich blicke zu einer Parkbank, die sich direkt neben einem Betonweg befindet, der an der Grasfläche entlangführt, und muss mich zusammenreißen, damit mir nicht der Kiefer herunterklappt. Einer der bestaussehenden Männer, die ich je in meinem Leben erblickt habe, lässt sich dort gerade mit einem Buch nieder.
Ich meine … er ist vermutlich nicht für jede Frau, aber bei mir erfüllt er alle Kriterien. Zunächst einmal ist er groß. Obwohl ich sehr klein bin, hat mir aus irgendeinem Grund schon immer eine einschüchternde Größe gefallen. Er ist groß und hat muskulöse Arme, die bis zu den Handgelenken tätowiert sind, und...

...trägt ein enges, schwarzes T-Shirt. Sein langes Haar hat er im Nacken zu einem tiefen Pferdeschwanz zusammengebunden. Der Länge nach zu urteilen reicht es ihm vermutlich bis auf die Schultern. Das Beste von allem, er hat einen Bart, der ordentlich gestutzt ist, und volle, großzügige Lippen.
Er streckt seine langen Beine aus, die in einer ausgewaschenen Jeans und schweren Motorradstiefeln stecken, und überkreuzt sie an den Fußgelenken. Dann lehnt er sich zurück und beginnt, ein dickes Taschenbuch zu lesen, was ihn nur noch attraktiver erscheinen lässt.
»Mom!«, ruft Aaron. »Wirf den Ball!«
Ich schüttele den Kopf und werde rot, als der Mann bei Aarons Stimme den Kopf hebt. Ich drehe mich zu meinem Sohn um, ignoriere alles, was er mir soeben erklärt hat, und schleudere ihm den Ball mit solcher Wucht entgegen, dass ich mir beinahe die Schulter ausrenke.
Aaron fängt an zu lachen, als der Ball über seinen Kopf segelt, dann läuft er ihm hinterher. Ich weigere mich, mich noch einmal zu dem wunderbaren Motorradkerl umzudrehen, und hoffe inständig, dass sein Buch interessanter ist als mein schrecklich peinlicher Versuch, mit meinem Kind Football zu spielen.
Innerlich versetze ich mir einen Tritt, weil mir so etwas überhaupt wichtig ist. Ein süßer – okay, phänomenal gut aussehender – Mann ist für mich unbedeutend. Ich habe eine zweite Chance im Leben bekommen, deshalb muss ich meine Energie und Konzentration auf Aaron und meine Mutter richten. Es ist der einzige Weg, diese Chance auch nur annähernd zu verdienen.
Es ist bloß so, flüstert eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf, du verdienst auch etwas für dich selbst.
Ich schiebe sie beiseite, denn es stimmt nicht. Ich verdiene nichts weiter als die Schönheit meiner Familie, zu der ich dankbarerweise zurückgekehrt bin.
Aaron hebt den Ball vom Boden auf, geht einige Meter nach links und holt mit dem Arm aus. Er wirft ihn ein klein wenig zu meiner rechten Seite, was mich dazu zwingt, ihm hinterherzujagen. Ich bewege mich auf ihn zu, fest entschlossen, ihn nicht noch einmal auf den Boden fallen zu lassen. Leider ist alle Mühe vergebens. Ich komme nicht einmal in die Nähe, um den Ball zu fangen. Als er auf dem Gras aufkommt, hüpft er schief zur Seite und rollt direkt auf den Mann zu.
»Scheiße«, murmele ich. Während ich erschrocken zusehe, wird mir klar, dass der Mann uns beobachtet hat, denn er bückt sich ohne Schwierigkeiten, um den Ball mit einer Hand aufzuheben, bevor er von seinem harten, stahlkappenbesetzten Stiefel abspringen kann.
Als ich widerwillig in seine Richtung gehe, um den Ball abzuholen, legt er sein Buch beiseite und erhebt sich. Aus der Nähe ist er wesentlich größer als ich dachte und überragt mich um mehr als dreißig Zentimeter. Seine Augen – und wow, die sind vielleicht grün – glitzern vor Belustigung. Er wirft mir nur einen kurzen Blick zu, bevor er sich Aaron zuwendet und ihm würdevoll den Ball zuwirft. Mit diesem höchst perfekten Zuspiel trifft er Aaron genau vor der Brust.
»Tut mir leid«, murmele ich, aber meine Worte stoßen auf taube Ohren. Zu meinem Ärger ist Aaron hocherfreut darüber, jemanden zu haben, der ihm den Ball tatsächlich zuwerfen kann. Ohne überhaupt zu fragen, ob es in Ordnung ist, oder sich darum zu sorgen, die Zeit dieses Mannes zu stehlen, wirft Aaron ihn direkt zu ihm zurück.
Als der Mann den leichten Wurf fängt, lächelt er und ruft: »Lockere deinen Griff ein wenig. Damit bekommst du die Drehung besser hin.«
»Okay«, antwortet Aaron eifrig und wartet darauf, dass der Mann den Ball zurückwirft.
Ich stehe dort und werde vollkommen ignoriert, während dieser Fremde mich dabei stört, Zeit mit meinem Sohn zu verbringen – und sich dabei weitaus besser anstellt, als ich jemals in der Lage wäre.
Innerlich koche ich, obwohl ich versuche, mich geschmeichelt zu fühlen, weil er meinem Sohn hilft. Er gibt ihm sogar gute Tipps für seine Technik, etwas, das ich niemals könnte.
»Ich bin übrigens Griffin«, sagt der Mann mit tiefer, rumpelnder Stimme und klingt, als würde er mich lustig finden.
Die Lippen zu einem Lächeln verzogen betrachtet er mich.
»Ich kann dir ebenfalls Unterricht geben«, schlägt er vor. Und verdammt … ich ignoriere das Zittern, das sich bei diesem unabsichtlichen, vollkommen unschuldigen und dennoch irgendwie zweideutigen Angebot mein Rückgrat hinaufbewegt.
»Äh … nein danke«, murmele ich.
Griffin zuckt mit den Schultern, fährt aber damit fort, sich mit meinem Kind den Ball weiter zuzuwerfen.
»Hast du einen Namen?«, fragt er nach einem ganz besonders spektakulären Pass.
Bei der Frage zucke ich zusammen und die Vorsicht, die ich die letzten zehn Minuten außer Acht gelassen habe, überkommt mich erneut. Ich spreche nicht mit Fremden. Ich habe kein Interesse an Männern oder Verabredungen oder irgendetwas, bei dem ich mich anstrengen muss, Vertrauen aufzubauen.
Trotzdem höre ich, wie ich antworte: »Bebe.«
»Das ist ein interessanter Name«, bemerkt er. »Und was ist mit deinem Sohn?«
»Aaron«, entgegne ich, aber er ignoriert mich bereits wieder, um neue Anweisungen zu brüllen. »Also, Aaron, jetzt möchte ich, dass du einige Schritte läufst, nach links ausschlägst und richtig lossprintest.«
»Verstanden!«, ruft mein Sohn begeistert. Ich beobachte ihn erstaunt, wie er einem unsichtbaren Gegenspieler ausweicht, einen linken Haken schlägt und dann auf seinen schlaksigen Beinen davonläuft. Als er über die Schulter blickt, kann er den Ball ohne Schwierigkeiten fangen. Aaron jubelt vor Freude, rammt den Ball in den Boden und führt den Ententanz auf.
Ich fange laut an zu lachen, lege den Kopf in den Nacken und halte mir mit den Händen den Bauch.
Griffin stellt sich neben mich und ich erschaudere, als er sagt: »Das ist ein wunderbares Lachen.«
Sofort werde ich wieder nüchtern. »Flirtest du mit mir?«
»Wie es aussieht, bin ich darin nicht sehr gut, wenn du nachfragen musst«, antwortet er augenzwinkernd.
Und verdammt … ich bin fasziniert. Ich bin gleichzeitig sauer, weil es in mir den Wunsch erweckt, mit ihm reden zu wollen. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, den ich nicht so meine, und frage gereizt: »Also dann … bist du so etwas wie ein Football-Star, der einfach nur in Parks rumhängt und wartet, bis eine Frau auftaucht, um dein Können zu demonstrieren?«
Griffin lacht und es ist tief, schallend und ansteckend. Ich kann nicht anders, ich muss lächeln.
»Also, das ist lustig«, sagt er gut gelaunt. »Und um deine Frage zu beantworten, ich habe an der Highschool Football gespielt und war ganz gut darin. Und weil das Wetter heute fantastisch ist, habe ich zum Spaß mein Motorrad rausgeholt. Dann bin ich zum Park gefahren, um ein wenig zu lesen.«
Motorrad?
Ich suche den Parkplatz auf der anderen Seite des Weges ab und erblicke eine sexy Harley-Davidson in einem matten Schwarz.
Verdammt. Und noch ein Kriterium erfüllt.
»Also, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, Aaron einige Anweisungen zu geben«, fühle ich mich genötigt zu sagen. »Er hat schon bald ein Probetraining für die außerschulische Mannschaft und ich habe nicht dein Können, um ihm zu helfen. Das hier war also super.«
»Klar«, antwortet er lässig. Aaron wirft ihm den Ball zu und ich werde von den zuckenden Muskeln in seinem Arm übermäßig abgelenkt, als er ihn fängt.
Griffin schaut mich mit ernsthaft hoffnungsvollem Gesichtsausdruck an. »Dürfte ich dich und Aaron auf ein Eis einladen, wenn wir damit fertig sind, uns den Ball zuzuwerfen?«
Vor Scham erröte ich am gesamten Körper, als mir klar wird, dass ich nach einer Verabredung gefragt wurde. Sicher, er hat Aaron mit einbezogen, aber an seinem taxierenden Blick erkenne ich, dass es eigentlich um mich geht.
Es gefällt mir und gleichzeitig hasse ich es, weil ich seit mehr als zehn Jahren nicht mehr um eine Verabredung gebeten wurde. Sieben dieser zehn Jahre saß ich im Gefängnis. Die drei Jahre vorher war ich damit beschäftigt, Mutter und Meisterverbrecherin zu sein.
»Meine Mutter macht für uns das Abendessen. Wir müssen schon bald los, damit wir nicht zu spät kommen.« Dann beschließe ich, ihn abzuweisen, weil ich denke, es ist der beste Weg, damit er das Interesse verliert. »Wir wohnen nämlich mit meiner Mutter zusammen.«
Sein Gesichtsausdruck wird weich. »Das ist wunderbar. Ich liebe meine Mutter über alles und wünschte, ich würde näher bei ihr leben.«
Mist.
»Hier ist ein anderer Vorschlag«, fährt er fort. »Wie wäre es, wenn du Aaron heute Abend von deiner Mutter bekochen lässt und ich dich zum Essen einlade?«
Okay, vielleicht war das, was er mir zuvor angeboten hat, gar keine Verabredung gewesen, aber das hier würde dann ganz sicher eine werden.
»Äh … also«, stammele ich. »Heute ist äh … Spaghetti-Abend. Meine Mutter hat sehr viel Arbeit und es ist meine Lieblingsspeise.«
Er zögert, bevor er mir kurz verständnisvoll zunickt. »Ich verstehe, dass dir das wichtig ist. Und weil du mich nicht gut genug kennst, um mich zu dir nach Hause zu einem selbst gekochten Mahl einzuladen, wie wäre es, wenn ich dich morgen Abend zum Essen ausführe?«
Oh Mann … warum muss er so charmant und gleichzeitig so unfassbar toll sein? »Äh … sieh mal … das Problem liegt darin, dass –«
»Hey«, ruft Aaron, während er auf uns zuläuft. Mein Gesicht brennt mit dem Wissen, dass wir ihn die gesamte Zeit ignoriert haben. »Wirfst du mir den Ball noch mal zu?«
Griffin lächelt mein Kind an und streckt ihm zur Begrüßung die Hand hin. »Ich bin übrigens Griffin. Du bist ein Naturtalent, Kleiner.«
»Danke«, antwortet Aaron und wird tiefrot. Er schüttelt Griffins Hand wie ein Mann und mir wird klar, dass mein Sohn vor meinen Augen gerade ein wenig erwachsener geworden ist.
Ich nutze diesen Moment, um aufzubrechen. »Schatz … du musst dich bei Griffin bedanken –«
»Eigentlich Griff«, unterbricht er mich. »Alle meine Freunde nennen mich Griff.«
Ich ignoriere die spitze Bemerkung, die mir mitteilt, dass er sehr gern mein Freund sein möchte, auch wenn ich wetten würde, dass er von einer Art spricht, die nicht in einer Freundschaft verwurzelt ist. Ich hasse es, dass ich davon Schmetterlinge im Bauch bekomme.
Ich lege den Kopf schief und wende meine Aufmerksamkeit Aaron zu. »Bedank dich bei Griff, dass er dir geholfen hat, aber wir müssen jetzt wirklich nach Hause fahren. Oma wird schon bald mit dem Essen auf uns warten.«
»Danke Griff«, sagt Aaron mit einem breiten Grinsen. »Das war toll.«
»Ich würde dir gern irgendwann wieder helfen, Kleiner.«
»Morgen?«, platzt Aaron heraus.
»Nein … warte«, rufe ich, denn mir wird klar, wenn ich diese Sache jetzt nicht unterbinde, wird dieser Mann in unserem Leben bleiben. Das will ich wirklich nicht.
»Na klar«, antwortet Griff und grinst mich wohlgemeint von der Seite an. »Wie wäre es mit zehn Uhr? Deine Mom kann ihren hübschen Hintern auf die Bank da drüben pflanzen und ein Buch lesen. Und ich werde mir mit dir den Ball ein wenig zuwerfen.«
Oh nein, auf gar keinen Fall, Freundchen. Ich werde nicht zulassen, dass du mich zu etwas zwingst, das ich nicht tun will.
»Oma kann dich bringen, denn ich muss arbeiten«, sage ich zu Aaron, was zwar nicht stimmt, aber ich werde mich von Griff nicht überrumpeln lassen. Ich werfe Griff ein albernes Lächeln zu und sage: »Ich bin mir sicher, ihr beide werdet auch ohne mich viel Spaß haben, und meine Mutter schaut Aaron gern beim Spielen zu.«
In Griffs Augen blitzt es herausfordernd auf und in meinem Bauch haben die Schmetterlinge wieder ihre drolligen fünf Minuten.
Griff beugt sich ein klein wenig zu meinem Sohn herüber. »Ich weiß, deiner Mutter wird das vermutlich nicht gefallen, weil sie sich sehr anstrengt, mir zu widerstehen, aber ich habe zufällig drei Eintrittskarten für das Steelers-Spiel am Sonntagnachmittag. Möchtest du mich mit deiner Mom begleiten?«
Bei seiner Dreistigkeit bekomme ich große Augen, auch wenn ich nur entfernt höre, wie Aaron angesichts dieses Vorschlags jubelt und kreischt und vor Aufregung wie ein Verrückter auf und ab hüpft. Griff wirft mir einen triumphierenden Blick zu.
»Das war unter der Gürtellinie«, zische ich, aber ich kann nichts gegen das kleine Lächeln tun, das droht sich auf meinem Gesicht auszubreiten. Das war ein guter Spielzug und ich würde es niemals übers Herz bringen, meinem Sohn die Gelegenheit zu nehmen, ein professionelles Footballspiel zu sehen. Er war noch niemals zuvor bei einem und als wir hierher umgezogen sind, hat er die Steelers zu seiner Lieblingsmannschaft erkoren.
»Wir treffen uns am Stadion«, sage ich und unterbinde jeglichen Versuch, den er machen könnte, um uns abzuholen.
»In Ordnung«, sagt Griff, dann wirft er Aaron den Ball zu. Er klopft ihm leicht auf die Schulter, beugt sich nach unten und schaut ihm in die Augen. »Du warst heute wirklich klasse. Morgen zeige ich dir ein paar neue Sachen, okay?«
»Ja!«, ruft Aaron und seine Augen glänzen vor Freude. »Das wäre toll, Griff.«
Griff lächelt ihn ein letztes Mal an, bevor er mir zuzwinkert. »Bis Sonntag, Bebe.«
Ich funkele ihn an. Innerlich gebe ich jedoch zu, dass ich ein klein wenig lächele. 

Griffin

Ein professionelles Footballspiel im Steelers Stadion zu besuchen ist eine Erfahrung, die ich definitiv nicht bereuen werde. Ich selbst bin ein Fan der Buffalo Bills, hatte aber immer schon großen Respekt für die Steelers. Das Spiel ist zwar großartig, doch noch besser ist es, einen Zehnjährigen zu beobachten, der vor Aufregung vollkommen aus dem Häuschen ist. Aaron springt auf seinem Platz immer wieder auf und ab und brachte sogar einen Zuschauer einige Reihen weiter hinten dazu, ihn anzubrüllen, er solle sich hinsetzen. Ich drehte mich in die allgemeine Richtung, schaute mich suchend nach diesem Vollidioten um, der es wagen würde, einem kleinen Kind den Spaß zu verderben, und ließ einen mörderischen Blick über die Menschenmenge schweifen. Danach sagte keiner mehr auch nur ein Wort.
Auf der Uhr ticken die letzten Sekunden der ersten Hälfte herunter und ein Horn ertönt, um das Ende des Spiels zu verkünden. Ich öffne mein Portemonnaie, nehme vierzig Dollar heraus und reiche sie Aaron, der zwischen Bebe und mir sitzt. »Geh und hol uns etwas zu essen und zu trinken, Kleiner.«
Aaron nimmt mir das Geld aus der Hand, dann schiebt er sich an seiner Mutter vorbei. Ich packe ihn am Kragen seines T-Shirts und ziehe ihn verspielt zurück. »Hey … frag deine Mom zuerst, was sie haben will.«
Aaron grinst mich verlegen an, dann schaut er auf sie herunter. »Was willst du?«
»Einen Hot Dog«, antwortet sie. »Und eine Cola Light.«
»Geht klar.« Aaron geht an seiner Mutter vorbei. Dann blickt er sich über die Schulter um. »Was willst du, Griff?«
»Das Gleiche. Und selbstverständlich kannst du dir kaufen, was immer du willst.«
»Danke«, ruft er, bevor er sich in den Gang stürzt, aufgeregt aufgrund der Freiheit, sich im Stadion ganz allein auf seine eigene Mission begeben zu dürfen.
Bebe sieht ihm nach, als er mit der Menge die Betonstufen hinaufgeht, die zur Haupthalle führen, wo die Imbissbuden angesiedelt sind. Ich rutsche rüber und nehme auf dem Sitz Platz, den Aaron soeben freigemacht hat, denn seine Platzierung dort war strategisch gewesen. Weil sie es schwer machte, während des Spiels mit ihr zu reden, denke ich, habe ich nun etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten Zeit, während Aaron uns etwas zu essen holt.
»Amüsierst du dich?«, frage ich.
Sie wirft Aaron einen letzten »besorgten Mutterblick« hinterher, bevor sie mich ansieht. Ihr Lächeln ist aufrichtig. »Selbstverständlich tue ich das, aber was noch viel wichtiger ist … Aaron hat so viel Spaß wie noch nie in seinem Leben. Ich kann dir wirklich nicht genug danken.«
»Er ist ein gutes Kind«, sage ich wahrheitsgemäß. Ich bin gern so ehrlich, wie ich es sein kann, wenn die Möglichkeit dazu besteht, und ohne Zweifel … ihr Sohn ist wirklich eine tolle Begleitung. »Und er hat Talent.«
»Wirklich?«, fragt sie hoffnungsvoll, während ihr Gesichtsausdruck weich und sehnsüchtig wird. »Das Probetraining macht ihn nervös.«
»Er wird sich toll schlagen«, versichere ich ihr. Sie schaut mich nicht weiter an. Stattdessen senkt sie den Blick auf ihren Schoß, wo sie sich nervös die Finger knetet.
Ich mache sie unruhig … das merke ich.
»Was machst du eigentlich beruflich, Bebe?«, frage ich, um sie zum Reden zu bringen. Ich muss so viel wie möglich über sie herausfinden, denn für Anatolys Forderung läuft die Zeit ab.
Sie erstarrt und schaut schnell in einem Verhalten zu mir, das ich als Panik einordne, aber dann entspannt sich ihr Gesicht genauso schnell wieder. »Ich arbeite in IT.«
»Computer, was?« Ich schenke ihr ein ermutigendes Lächeln, damit sie weiterspricht. Ich würde zu gern herausfinden, was sie in diesem verlassenen Lagerhaus tut.
»Eigentlich mehr einfachere Computer-Reparaturarbeiten«, erwidert sie mit einem nervösen Lachen. »Du weißt schon, in einem Computerladen in einer Einkaufsstraße.«
Nein, ich weiß es nicht, Bebe. Das ist definitiv eine Lüge, denn ich weiß, dass du nicht in einer Einkaufsstraße arbeitest.
»Was ist mit dir?«, fragt sie.
Meine Lüge kommt mir leichter über die Lippen, weil ich länger darüber nachgedacht habe. Ich muss so harmlos wie möglich wirken. »Ich bin Leitungsmonteur für eine Elektrizitätsfirma. Ich bin erst vor etwas mehr als einem Monat nach Cranberry gezogen.«
»Warum Cranberry?«, fragt sie. Auch wenn ich die Aufmerksamkeit lieber auf ihr als auf mir hätte, weiß ich dennoch, dass sie sich mir am einfachsten öffnen wird, wenn sie sich wohlfühlt.
»Ich stamme eigentlich aus Upstate New York«, spreche ich eine weitere Wahrheit aus. Es ist immer am besten, so nahe wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. »Meine Eltern hatten einen kleinen Milchbetrieb. Ich bin kein wirklicher Stadtmensch. Ich dachte mir, dass Cranberry nahe genug an Pittsburgh liegt, damit ich arbeiten kann, aber es gibt mir trotzdem das Gefühl, auf dem Land zu leben.«
»Ich weiß genau, was du meinst«, murmelt sie.
»Dann kümmert sich Aarons Dad also nicht um ihn?« Darauf bin ich wirklich neugierig gewesen. In den Zeitungsartikeln, die ich gelesen habe, hatte ich nichts finden können, aber es gab auch nicht viele Erwähnungen darüber, dass Bebe überhaupt ein Kind hat. Ich denke, im Vergleich mit den Verbrechen, für die sie verurteilt wurde, war diese Tatsache wohl keine Nachricht wert.
Bebe schüttelt den Kopf. »Das hat er noch nie. Es war immer nur ich da und nun ja … meine Mutter hat so viel für Aaron getan. Für uns beide.«
Ja … sie hat dein Kind sieben Jahre lang großgezogen, während du im Gefängnis warst.
Und selbst als mir dieser Gedanke durch den Kopf geht, wird mir klar, dass ich Bebe in keiner Weise negativ beurteile. Bei dem Wenigen, das ich von ihr kennengelernt und an ihr beobachtet habe, habe ich fast schon Mitleid mit dem, was sie getan hat. Ich habe keine Ahnung, was Menschen dazu bringt, gewisse Verbrechen zu begehen, aber in Bebes Fall habe ich fast schon das Gefühl, dass sie naiv war und vermutlich in eine schlimme Situation hineingelockt wurde.
Gut, dafür habe ich keine Beweise. Vielleicht ist das der Grund, warum mir der Rest meines Gewissens sagt, ich solle ihr einen Vertrauensbonus aussprechen.
Nicht dass es einen Unterschied machen wird bei dem, wie diese Sache ausgehen wird, aber trotzdem … irgendetwas an ihr macht mich sehr neugierig und ich möchte über sie weitaus mehr erfahren als die Dinge, die ich für Anatolys Auftrag benötige.
»Wenn du mich fragst«, sage ich aufrichtig, »ich finde, du hast einen tollen Job gemacht, deinen Jungen ganz alleine großzuziehen.«
Wieder senkt sie den Blick auf ihren Schoß. »Meine Mutter hat mir sehr viel geholfen.«
»Trotzdem.« Ich halte inne und zwinge sie, mich anzusehen. »Er ist ein gutes Kind, das seine Mutter ganz offensichtlich vergöttert. Das will was heißen.«
Bebe errötet und schaut auf das Spielfeld, das mit Ausnahme der Medienvertreter an der Seitenlinie leer ist.
»Ich frage mich, was ich tun muss, damit du dich von mir zum Abendessen einladen lässt.« Wieder blickt sie abrupt zu mir auf. Sie öffnet den Mund und ein kleiner Seufzer entweicht, als wäre sie von meiner Anfrage vollkommen schockiert.
Ich muss mich fragen, wie naiv sie ist, denn ich habe gelernt, dass sie kein Dummchen ist. Bebe ist unheimlich klug, jegliche Verwirrung ihrerseits muss also daher stammen, dass sie schon so lange keine Verabredung mehr hatte.
Ich nutze meinen Vorteil. »Komm schon, Bebe. Lass mich nicht länger zappeln. Ich würde mich sehr freuen, wenn du eine einfache Einladung zum Abendessen annehmen würdest.«
»Aber … aber … ich kenne nicht einmal deinen Nachnamen.«
»Stoltz«, sage ich. Noch eine Lüge.
»Aber –«
»Sag einfach Ja«, ermutige ich sie mit tiefer Stimme. »Wenn du nicht möchtest, dass ich dich von zu Hause abhole, können wir uns auch in einem Restaurant treffen.«
»Aber«, sagt sie noch einmal, also beschließe ich, weiter Druck auf sie auszuüben. Doch sie lenkt sofort ein. »Warte … weißt du was?«, fragt sie außer Atem und schüttelt scheinbar entsetzt über sich selbst den Kopf. Sie sieht mir in die Augen, klar und entschlossen. »Ja … ich werde mit dir Abendessen gehen. Aber ich würde mich gern mit dir im Restaurant treffen.«
»Morgen Abend?« Ich will ihr keine Zeit geben, es sich noch einmal anders zu überlegen.
»Sicher«, antwortet sie. »Ich muss nur dafür sorgen, dass Aaron fertig für die Nacht ist und seine Hausaufgaben gemacht hat. Aber nach neunzehn Uhr kann ich mich zu jeder Zeit mit dir treffen.«
Ich lehne mich an sie und versetze ihrer Schulter einen kleinen Stoß. »Also, das macht mich jetzt sehr glücklich, Bebe ›ich-kenne-nicht-einmal-deinen-Nachnamen‹.«
Noch eine Lüge. Ich kenne ihn sehr gut.
Sie lacht. »Grimshaw. Ich heiße Bebe Grimshaw.«
Grinsend ziehe ich sie auf. »Verrätst du mir, wofür Bebe steht?«
»Nicht bis ich weiß, wie sehr ich dich nach dieser ersten Verabredung mag«, entgegnet sie mit einem verspielten Blick.

Als Anatoly mir zwei Wochen gab, um mich um dieses Problem zu kümmern, mietete ich mir rasch ein möbliertes Apartment in Cranberry. Zu dem Zeitpunkt hatte ich ja keine Ahnung, ob ich diese Deckung brauchen würde, aber es war ein guter präventiver Zug.
Es handelt sich um eine kleine, vollständig möblierte Einzimmerwohnung. Ich habe zwar weder Pläne noch die Hoffnung, dass Bebe jemals hierherkommen wird, kann aber das Fehlen von persönlichen Gegenständen damit erklären, dass ich gerade erst hergezogen bin und meine ganzen Sachen erst noch auspacken muss.
Für den Moment ist es genauso gemütlich wie das Hotel, in dem ich gewohnt habe, und Anatoly scheut sich nie, meine Ausgaben zu bezahlen. Es könnte zwar sein, dass er verstimmt ist, weil ich um zusätzliche Zeit gebeten habe, seinen Auftrag auszuführen, dennoch weiß er, dass ich immer schon vertrauenswürdig war und nicht um unnötige Dinge bitte. Wenn Bebe beschließt, mich unter die Lupe zu nehmen – und seien wir doch mal ehrlich, sie hat die Möglichkeiten dazu –, möchte ich sichergehen, dass ich sauber erscheine.
Ich schließe die Tür zu meinem neuen Apartment auf, während ich eine Einkaufstüte unter dem Arm trage. Nach dem Footballspiel verabschiedete ich mich von Aaron und Bebe, speicherte ihre Nummer in meinem Telefon ein und versprach ihr, sie anzurufen, um unsere Verabredung zum Abendessen zu arrangieren. Dann habe ich einige Erledigungen gemacht, die nicht nur einen Besuch beim Supermarkt beinhalteten, sondern auch einen Zwischenstopp bei der Autovermietung, um meinen Vertrag um zwei Wochen zu verlängern, für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich Bebe erneut heimlich folgen muss. Mein Motorrad hat sie bereits gesehen.
Zuletzt ging ich ins Einkaufszentrum und gab für das morgige Abendessen etwas Geld für hübschere Kleidung aus. Ich habe zwar die leise Vermutung, dass Bebe sich nicht für die äußere Aufmachung eines Menschen interessiert, bin aber dennoch der Meinung, ich sollte es versuchen, für den Fall, dass ich falschliege. Hübschere Kleidung bedeutet für mich Jeans, die nicht ganz so ausgewaschen und dünn sind, sowie ein adrettes, schwarzes Hemd im Gegensatz zu meinem normalen T-Shirt oder langärmeligen Hemd, das ich aus Bequemlichkeit für gewöhnlich trage.
Ich betrete das Apartment und verriegele die Tür hinter mir. Nachdem ich die Lebensmittel ausgepackt habe, gehe ich in das kleine Wohnzimmer.
Ich beschließe, dem unvermeidbaren Anruf zuvorzukommen, der schon bald fällig sein wird, und rufe Anatoly an, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Es beruhigt immer seine Nerven, wenn ich ihm Informationen liefere, bevor er danach fragt.
Er antwortet nach dem zweiten Klingeln. »Schieß los, Griff.«
»Ich habe heute Nachmittag etwas Zeit mit Bebe Grimshaw verbracht«, sage ich.
»Hast du tatsächlich mit ihr gesprochen«, fragt er ungläubig, »oder hast du sie umgebracht?«
»Mit ihr gesprochen«, kläre ich ihn auf und ignoriere sein enttäuschtes Grunzen.
»Und was hast du herausgefunden?«
»Bis jetzt nicht viel. Sie ist etwas verschlossen. Ich gehe morgen Abend mit ihr essen.«
Anatoly stößt ein bellendes Lachen aus. »Abendessen? Sag mal, willst du mich verarschen?«
»Entspann dich«, entgegne ich mit tiefer Stimme. »Wenn man alles herausfinden will, was einem möglich ist, muss man es so anstellen.«
»Ich kann nicht fassen, dass du dich mit der verdammten Zielperson verabredest«, murmelt er gereizt. »Ich will nicht, dass es sich hinzieht.«
Ich rolle mit den Augen. Obwohl Anatoly der Anführer eines riesigen kriminellen Unternehmens ist, verhält er sich dennoch manchmal wie ein kleines Kind. »Hab einfach Geduld. Sie hat sich hier ein neues Leben aufgebaut. Sie wird nicht einfach verschwinden. So wie ich es beurteilen kann, hat sie einen sehr unscheinbaren Job in einer Einkaufsstraße. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie einfach überhaupt nicht auffallen und bloß ein friedliches Leben führen will.«
Ich bin mir nicht sicher, warum ich das Bedürfnis verspüre, das zu sagen, oder warum ich unverhohlen über ihren Arbeitsplatz gelogen habe. Ich weiß, es gibt nichts, was ich jemals sagen könnte, um Anatoly davon zu überzeugen, meinen Auftrag abzublasen.
»Sie fühlt sich sicher in ihrem Leben«, fahre ich fort. Eine weitere Lüge, aber ich bin geschickt darin, sie mir auszudenken, wenn es nötig ist. »Sie schaut nicht über die Schulter. Verhält sich einfach nur unauffällig, fährt zur Arbeit und wieder nach Hause.«
»Was ist mit ihrem Kind?«, fragt Anatoly und ich zucke zusammen. »Ich erinnere mich, dass sie ein Kind hat, nicht wahr?«
Ich muss vorsichtig sein, dass ich die Informationen, die ich über Bebe herausgefunden habe, nicht in aller Vollständigkeit preisgebe. Anatoly teilt mir mit, was ich wissen muss, und er erwartet von mir, dass ich seinen Auftrag ausführe, ohne weitere Fragen zu stellen.
Ich stelle mich dumm. »Bis jetzt habe ich noch kein Kind gesehen. Sie hat keins erwähnt. Ich werde es aber rausfinden.«
»Tu das«, antwortet er und sein bösartiger Ton ist nicht zu überhören. Wenn er Aaron aus irgendeinem Grund tot sehen will, gehe ich davon aus, dass er mich bitten wird, mich ebenfalls darum zu kümmern.
Für den Augenblick sagt er aber bloß: »Halt mich auf dem Laufenden.«
Anatoly kappt die Verbindung und ich lehne mich seufzend auf dem Sofa zurück. Das hier wird definitiv komplizierter werden, als ich am Anfang gedacht habe.

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