Hells Raiders MC: Vicious Cycle: Teuflisch

Originaltitel: Vicious Cycle
Übersetzer: Joy Fraser

Erschienen: 05/2020
Serie: Hells Raiders MC
Teil der Serie: 1

Genre: Dark Erotica, Motorcycle Club Romance, Romantic Thrill
Zusätzlich: Contemporary

Location: USA

Seitenanzahl: 392


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-457-3
ebook: 978-3-86495-458-0

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Hells Raiders MC: Vicious Cycle: Teuflisch


Inhaltsangabe

David "Deacon" Malloy hat sich mit Haut und Haar dem Hells Raiders Motorcycle Club verschrieben. Bereits als Teenager fiel er auf der Straße durch seine Kampfkünste auf und er schätzt den gewalttätigen Lebensstil seiner neuen Familie. Nachdem sein Adoptivvater während des letzten Bandenkrieges ermordet wurde, schlüpft Deacon in die frei gewordene Rolle des Sergeant at Arms des Clubs. Doch dann gerät seine Welt aus den Fugen, als eine ehemalige Clubhure stirbt und er plötzlich Vater eines fünfjährigen Mädchens ist, von deren Existenz er bis dahin nichts wusste.

Das Unterrichten wurde Alexandra Evans von ihren Eltern in die Wiege gelegt. Mit viel Engagement bringt die Kindergärtnerin ihren kleinen Schülern Lesen und Schreiben bei. Besonders ans Herz wächst ihr die traurige und liebesbedürftige Willow Malloy. Als Willow plötzlich nicht mehr in den Kindergarten kommt, macht sich Alexandra auf die Suche nach ihr. Was sie vorfindet, ist ein Clubhaus voller Biker inmitten eines aggressiven Revierkampfes!

Sobald Deacon Alexandra zum ersten Mal sieht, will er sie haben. Es ist ihm vollkommen gleichgültig, dass sie eine unschuldige Zivilperson ist und keinerlei Interesse daran hat, die Eroberung eines gefährlichen Bikers zu werden. Bislang hat er noch jede Frau bekommen – und nun will er Alexandra in seine dunkle Welt entführen …

Über die Autorin

Katie Ashley ist eine New York Times- und USA Today-Bestsellerautorin und lebt in der Nähe von Atlanta, Georgia. Zusammen mit ihrer Tochter Olivia ist sie Frauchen von Belle und Elsa, zwei Hunden, die sie aus dem Tierschutz übernommen hat. Katie...

Weitere Teile der Hells Raiders MC Serie

Leseprobe

Am Nachmittag, nachdem ich alle Kinder zur Bushaltestelle gebracht hatte, ging ich wieder in die Schule und direkt an den Computer. Ich suchte nach Willows Namen. Auf einem Notizblock in Form eines Apfels schrieb ich ihre Adresse auf. Ich gab mich gar nicht erst mit Elizabeth’ Kontaktdaten ab, sondern wollte direkt an die Quelle. Wenn ich ihren Vater nicht telefonisch erreichen konnte, dann vielleicht bei ihm zu Hause.
Ich nahm Handtasche und Aktentasche und ging zu meinem Auto. Unterwegs gab ich die Adresse in mein Navi im Handy ein. Es war ein heißer Spätseptembertag in Nord-Georgia. Auf dem Ledersitz meines...

...Honda-Accord stach die Hitze an meinen Beinen.
Nachdem ich den Anweisungen der monotonen Navi-Stimme gefolgt und ein paarmal abgebogen war, befand ich mich in einer schäbigen Gegend der Stadt. Hier war ich nicht aufgewachsen und Onkel Jimmy hatte diese Gegend immer umfahren. Von ihm wusste ich, dass dieser Teil der Stadt in den Achtzigern schnell heruntergekommen war, nachdem die Baumwollfabriken dichtgemacht hatten. Mit der Arbeitslosigkeit war die Kriminalitätsrate gestiegen, und nun wohnten hier nur noch Durchreisende und die Motorradgang, die ich ab und zu auf den Straßen sah.
Als ich vor einem Waffenladen und Pfandhaus parkte, überprüfte ich noch einmal, ob es sich wirklich um Willows Adresse handelte. Dann checkte ich erneut den Notizzettel, um sicherzugehen, dass ich mich nicht vertippt hatte. Ich war überrascht, festzustellen, dass ich mich nicht geirrt hatte und an der richtigen Adresse war. Ich blickte durch die Windschutzscheibe und sah, dass der Laden Teil der ehemaligen Baumwollspinnerei war. Daneben befand sich das alte dazugehörige Büro, das anscheinend in eine Art Bar umgebaut worden war.
Als ich die Autotür schloss, packte mich ein unbehagliches Gefühl. Zwei Männer in Motorradstiefeln lehnten an der Wand des Pfandhauses. Mit erzwungener Entschlossenheit bewegte ich mich auf wackeligen Beinen vorwärts. Als ich auf die Männer zuging, spürte ich ihre durchdringenden heißen Blicke und wie sie mir mit den Augen das Sommerkleid auszogen. Ein Schauder der Abneigung durchlief mich und ich fühlte mich schmutzig und benutzt.
Als ich ihren verschleierten Blicken begegnete, legte ich ein Lächeln auf. „Hallo“, sagte ich leise. Ich griff nach der Türklinke des Pfandhauses und einer der Männer trat vor mich. Unwillkürlich zuckte ich zusammen und legte eine Hand vor den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Er hob eine Augenbraue und öffnete mir wie ein perfekter Gentleman die Tür.
Meine Wangen röteten sich wegen meiner Überreaktion. „Danke. Das ist sehr freundlich“, sagte ich und drückte mich zögerlich an ihm vorbei in den Laden. Meine Absätze klackerten auf dem Boden und ich spielte nervös mit dem Riemen meiner Aktentasche. Ich sah mich um, konnte aber niemanden hinter der Theke entdecken.
„Hallo?“
Ein schwarzer Vorhang wurde zur Seite geschoben und ein großer, muskulöser Mann erschien. Obwohl er ein Riese war, beruhigte mich sein freundlicher Ausdruck auf dem gut aussehenden Gesicht sofort.
„Kann ich Ihnen helfen?“
Ich streckte ihm die Hand entgegen. „Ich bin Alexandra Evans und möchte zu David Malloy.“
Anstatt mir die Hand zu schütteln, kreuzte der Mann die Arme vor seiner Brust. „Was wollen Sie von ihm?“
Etwas an dem übervorsichtigen Ton des Mannes beunruhigte mich. „Ich, äh … seine Tochter Willow ist in meiner Klasse. Sie fehlt schon ein paar Tage und ich wollte mich nach ihr erkundigen.“
Meine Antwort schien den Mann zu beruhigen, denn er entspannte die muskulösen Arme und bot mir endlich seine Hand an. „Ich bin Nathaniel Malloy, Willows Onkel.“
„Oh. Schön, Sie kennenzulernen.“
„Ebenfalls. Deacon, äh, David ist im Clubhaus. Ich kann Sie gern hinbringen.“
Die Vorstellung, dieses Haus allein zu betreten, ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen, daher war ich für Nathaniels Angebot dankbar. Er ging um die Theke herum und öffnete mir die Tür.
„Tiny, behalte den Laden im Auge, okay?“, sagte er zu dem größeren der beiden Kerle.
Mir entkam ein nervöses Kichern bei dem ironischen Namen, der winzig bedeutete.
Ich ging neben Nathaniel her und seine hochgewachsene Präsenz war fast überwältigend. Er war ein ganzer Mann, von den großen Händen und Füßen bis zu seinem männlichen Duft, der mit meinen Sinnen spielte. Wäre ich hier nicht so fehl am Platz, hätte ich mich zu ihm hingezogen gefühlt, auch wenn seine verwaschene Jeans, das enge schwarze T-Shirt und die tätowierten Arme nach schlimmer Finger schrien. Doch selbst nach dieser kurzen Zeit mit ihm erkannte ich, dass mehr an ihm dran war. Seine Art, sich zu bewegen, war die eines kultivierten Gentlemans, nicht die eines harten Bikers.
„Willow spricht nicht viel, aber ich weiß, dass sie die Schule liebt“, merkte er an.
„Sie ist wahrscheinlich die Klügste in meiner Klasse. Neben meinem persönlichen Interesse an ihr möchte ich nicht, dass sie noch mehr Unterricht verpasst und den Anschluss verliert. Bei ihrem Potenzial könnte sie die Vorschule überspringen und im nächsten Halbjahr in die erste Klasse wechseln.“
Nathaniels blaue Augen weiteten sich. „Wirklich?“
Ich lächelte. „Oh ja.“
„Deacon und unsere Mom wird es freuen, das zu hören.“
„Wer ist Deacon?“
Nathaniel grinste. „Das ist Davids Spitzname.“
„Oh, verstehe.“
Ein großer Pick-up polterte auf den Parkplatz. Ein kleiner kahlköpfiger Mann stieg aus und winkte mit einem braunen Umschlag. „Hey, Rev. Kannst du mal kurz herkommen?“
„Ich habe zu tun. Geh zu Tiny.“
Der Mann schüttelte den Kopf. „Die Annahme muss von einem Malloy unterschrieben werden.“
Nathaniel knurrte kurz. „Na gut. Komme sofort.“
Er sah mich an und ich lächelte. „Rev?“
Ich erhielt ein freundliches Grinsen. „Nur ein Spitzname.“
„Wovon ist er abgekürzt?“
„Reverend.“
Überrascht hob ich die Brauen. „Oh, sind Sie ein Priester?“
Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Sind Sie Lehrerin oder Reporterin?“
Ich lachte. „Entschuldigung. Ich bin daran gewöhnt, den ganzen Tag Fragen zu beantworten, sodass ich selbst auch gern welche stelle.“
„Nun, Miss … wie war noch mal Ihr Name?“
„Evans.“
„Nein, Miss Evans. Ich bin kein wirklicher Priester.“
„Wie sind Sie dann zu dem Namen gekommen?“
„Was ist jetzt, Rev?“, rief der Fahrer ungeduldig.
Nathaniel, oder Rev, schüttelte den Kopf. „Hören Sie, ich muss mich darum kümmern. Gehen Sie schon mal rein, ich bin in einer Minute da.“
Innerlich stöhnte ich. Ich wollte nicht allein ins Clubhaus gehen. Viel lieber hätte ich Rev an meiner Seite gehabt. Doch als er sich von mir entfernte, stellte ich fest, dass ich besser aus der sengenden Sonne gehen sollte, auch wenn ich mich fehl am Platz fühlte. Als ich eintrat, atmete ich tief durch, um meine Nerven zu beruhigen. Zigarettenrauch hing in der Luft, brannte in meinen Augen und brachte mich zum Husten. Biker saßen in ihren Lederwesten an der Bar und tranken Bier. Ein angeregtes Pool-Billard-Spiel fand soeben statt. Ich machte ein paar Schritte und hielt dann inne.
„Hast du dich verirrt, Darling?“, fragte mich eine großbusige Frau in einem engen Oberteil mit Nackenträger.
„Äh, ich suche David Malloy.“
Zwei Männer am Billardtisch drehten sich um. Der kleinere der beiden, ein harter, doch nett aussehender Blonder, betrachtete mich neugierig. Aber als ich den anderen ansah, wusste ich sofort, dass es sich um Willows Vater handelte. Sie hatten dasselbe dunkle Haar, die tiefgründigen dunklen Augen und ein herzförmiges Gesicht. Allerdings befanden sich in Davids dunkle Bartstoppeln. Obwohl er Revs Bruder war, konnte ich keine Ähnlichkeiten entdecken. Er war etwas kleiner und weniger stark gebaut als Rev, doch ebenfalls sehr gut aussehend.
„Mr. Malloy?“ Ich ging auf ihn zu.
Er warf den Billardstock auf den Tisch, nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette und drückte sie dann im Aschenbecher auf dem Tisch aus. „Was wollen Sie von mir?“, fragte er streng.
Ich musste mich nicht erst umsehen, um zu wissen, dass sämtliche Blicke auf uns lagen. „Ich müsste Sie einen Moment sprechen.“
Seine dunklen Augen verengten sich, als er mich von oben bis unten musterte. Ehe ich mich versah, stürzte er sich auf mich und drückte mich an die Wand. Mit einer Hand ergriff er meine Kehle, und sein Körper hielt mich an Ort und Stelle fest. Eine mir bisher unbekannte Panik übermannte mich. Das Herz schlug wild in meinen Ohren. Es war so laut, als wäre eine Kanone neben mir explodiert.
„Bitte …“, murmelte ich.
David sah mich an und sein Daumen übte mehr Druck auf meine Kehle aus. „Die von der Akademie versagen echt in ihrem Job.“
„W-wie b-b-bitte?“
Er grinste. „Bringen sie euch Jungbullen nicht bei, eure Angst besser zu verbergen? Ich meine, du machst dir fast in die Hose, ganz zu schweigen von einem Blutdruck von 200.“
„Bullen? Ich verstehe nicht.“
Er verdrehte die Augen. „Eine weiße Tussi walzt einfach so in mein Clubhaus und will mit mir allein sprechen. Man braucht kein Genie zu sein, um zu wissen, dass du von der Bundespolizei bist.“
Bundespolizei? Ich brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Heilige Scheiße! Er dachte, ich wäre ein Bulle und wollte ihm irgendwas nachsagen. So schnell wie möglich widersprach ich. „Nein, das bin ich nicht.“
Hinter mir erhob sich eine Stimme. „Deacon, dafür kassierst du mehr als einen Arschtritt.“
Deacon blickte über seine Schulter und den jungen Blonden an. „Halt dich da raus. Bishop.“
Bishop hob die Hände. „Okay. Es ist deine Beerdigung.“
Davids Hand glitt von meiner Kehle über die Knöpfe meines Kleides. Er blickte kurz zu seinen Freunden. „Was wollen wir wetten, dass sie unter ihren Titten verkabelt ist?“
Als er begann, mein Kleid aufzuzerren, konnte ich einen Schrei nicht unterdrücken. „Nein! Aufhören! Ich bin nicht, was Sie denken. Ich schwöre es!“
„Wer zur Hölle bist du dann?“
Ehe ich antworten konnte, erklang eine zarte Stimme hinter uns. „Miss Alex?“
Beim Klang ihrer Stimme ließ David mein Kleid los, pinnte mich aber immer noch an die Wand. In diesem Moment betrat Rev den Raum. Als er mich sah, weiteten sich seine Augen und er kam auf uns zugeeilt.
Er packte David an der Schulter und zerrte ihn von mir fort. „Verflucht, Deacon, was soll der Scheiß?“
„Ich gebe dieser Undercover-Bitch nur, was sie verdient.“ David trat einen Schritt von mir fort.
„Himmel noch mal, sie ist nicht von den Bullen“, entgegnete Rev.
„Ach, und wer zum Geier ist sie dann?“
„Sie ist meine Lehrerin … und meine Freundin“, sagte Willow leise.
David oder Deacon blickte mit offenem Mund zwischen Willow und mir hin und her. „Ich glaube, das war der längste Satz, den ich je von dir gehört habe.“
Willow antwortete ihm nicht. Sie rannte zu mir und schlang die Arme um meine Taille. „Du hast mir gefehlt, Miss Alex.“
Ich gab ihr einen Kuss auf den Kopf. „Du mir auch, meine Süße. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du nicht in der Schule warst.“
Sie sah mich an und verzog die Lippen. „Deacon sagt, ich muss zu Hause bleiben, weil mir jemand wehtun will.“ Sie drückte sich dichter an mich und flüsterte. „Ich glaube, es ist der gemeine Mann.“
Ich drückte sie fest an mich. Kein Kind ihres Alters sollte so etwas miterleben müssen, ganz zu schweigen von dem, was in ihrem neuen Leben passierte. Von ihrer Großmutter wusste ich, dass sie zweimal wöchentlich in Therapie war, neben dem täglichen Gespräch mit unserem Schulpsychologen. Ihre Fortschritte glichen fast einem Wunder.
Ich wiegte sie in den Armen und fragte mich, wie sie wohl in die Biker-Welt passte. Ihr Vater war jedenfalls ganz anders, als ich erwartet hatte. Ich hatte mir eher jemand Nachlässigen vorgestellt und sicher nicht diesen aggressiven Mann, der mich so brutal begrüßt hatte. Wie konnte er sich um Willow sorgen? Er schien keinen einzigen freundlichen Zug an sich zu haben, und Willow brauchte dringend Zärtlichkeit in ihrem Leben.
Um sie aufzuheitern, zwang ich mich zu einem Lächeln. „Ich habe dir was mitgebracht.“
„Wirklich?“ In ihren Augen tanzte wahre Freude.
Ich nickte und bückte mich nach meiner Aktentasche, die ich im Handgemenge mit Deacon fallen gelassen hatte. Ich holte die Karte heraus, die ich mit den anderen Kindern für sie gebastelt hatte, zusammen mit ein paar Kunstprojekten, die sie verpasst hatte. „Alle in der Klasse vermissen dich. Ich möchte nicht, dass du zurückfällst, deshalb habe ich dir die Projekte mitgebracht. Magst du damit schon mal anfangen, während ich mit deinem Daddy rede?“
Sie grinste. „Okay.“
Die vollbusige Frau von vorhin hielt Willow die Hand hin und sie nahm sie gern. Sie setzten sich uns gegenüber an die Bar und ich atmete tief aus. Willows Umfeld überforderte mich. „Mr. Malloy, wir müssen uns unterhalten.“
Deacon fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes Haar. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Wie wär’s mit entschuldigen, du Arsch“, schlug Rev vor und funkelte ihn an.
Deacon sah mich intensiv an, als ob er mich das erste Mal wahrnähme. „Entschuldigen Sie bitte. Ich dachte wirklich, Sie wären jemand anderes.“
Nachdem ich mein Kleid glatt gestrichen hatte, wo es von Deacon aus der Form gezerrt worden war, versuchte ich, mich zusammenzunehmen. Doch wie sehr ich mich auch bemühte, es fiel mir schwer, zusammenhängende Gedanken zu fassen. Bei Willow war ich in meinem Element und fand sehr leicht Worte. Ihr Vater stand jedoch auf einem anderen Blatt. „Begrüßen Sie Fremde immer mit Misshandlungen?“
Er hob die Augenbrauen. „Es tut mir leid, dass ich Sie für einen Undercover-Bullen gehalten habe.“ Er deutete kurz auf mich. „Es ist nicht gerade so, dass wir Menschen wie Sie oft hier sehen, es sei denn, es ist ein neugieriger Bulle.“
„Ich frage lieber nicht, wieso eine simple Bar und ein Pfandhaus überhaupt das Interesse der Bundesagenten erregen sollten.“
„Ganz genau, Babe, lieber nicht.“
Ich musste mir auf die Zunge beißen, um ihm nicht an den Kopf zu werfen, dass er aufhören sollte, mich mit sexistischen Anreden zu beleidigen. Doch zur gleichen Zeit, als ich mich über sein Verhalten aufregte, spürte ich auch Gänsehaut auf den Armen von seiner Anziehungskraft. Ich konnte es nicht fassen, aber dieses Arschloch törnte mich an.
Mit einer kurzen Handbewegung forderte er mich auf, ihm zu folgen. „Kommen Sie mit.“
Kurz tauschte ich einen Blick mit Rev aus und folgte dann Deacon in ein Zimmer links neben der Bar. Als er die Tür hinter uns schloss, zuckte ich unwillkürlich zusammen.
Ein leichtes Grinsen umgab seine Lippen. „Mache ich Sie nervös?“
Ich leckte mir über die trockenen Lippen. „Nur ein bisschen.“
„Und Rev? Macht der Sie auch nervös?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“
Deacon kreuzte die Arme vor der Brust. „Und warum ist das so?“
„Obwohl er riesig ist, strahlt er Freundlichkeit aus. Außerdem ist er mir zu Hilfe geeilt.“ Ich hob das Kinn. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er jemandem wehtun kann.“
Deacon grinste erneut. „So naiv, ja, Babe?“
„Das muss heißen: Miss Evans.“ Ich trat einen Schritt zurück. „Haben Sie sich etwas Bestimmtes dabei gedacht, mich hier rein zu bringen, außer mir das Leben schwer zu machen?“
„Ich habe Sie hierhergebracht, damit wir ungestört über meine Tochter reden können.“
Er ging an mir vorbei, zog einen Stuhl unter dem langen Tisch hervor und bot mir an, mich zu setzen. Zögerlich ließ ich mich auf dem weichen Leder nieder. Anstatt sich neben mich zu setzen, nahm er mir gegenüber Platz. Er lehnte sich zurück und spitzte leicht die Lippen.
„Also, reden Sie.“
„Ich mache mir Sorgen, weil Willow schon fast eine Woche Unterricht verpasst hat. Sie ist viel zu intelligent, um nicht in die Schule zu gehen. Ich habe jetzt gesehen, dass sie nicht krank ist.“ Ich stützte die Ellbogen auf dem Tisch auf. „Was heißt das, dass Sie sie nicht rauslassen, weil es nicht sicher für sie ist?“
Deacons Ausdruck verdüsterte sich. „Das geht Sie einen Dreck an.“
„Das mag Ihre Meinung sein, aber ich bin sicher, das Jugendamt sieht das anders.“
„Wollen Sie mir drohen, Miss Evans?“
Bei der Schärfe seines Tons zusammen mit seiner drohenden Haltung sank ich tiefer in den Lederstuhl. „I-ich stelle nur Fakten fest, Mr. Malloy.“ Meine Stimme schwankte leicht.
Er schüttelte den Kopf. „Sie haben vielleicht Nerven, einfach in meinen Club zu marschieren und mir Vorschriften machen zu wollen.“
„Das tue ich gar nicht. Mir geht es nur um Willows Wohl.“
„Ich denke mal, als ihr Vater weiß ich besser, was gut für sie ist“, widersprach er.
„Bei allem Respekt, aber Sie sind erst seit ein paar Monaten ihr Vater.“
Deacon schoss von seinem Stuhl hoch. „Raus hier!“
Obwohl meine Beine vor Angst schlotterten, blieb ich standhaft. „Nein.“
„Wie bitte?“
„Ich sagte Nein“, wiederholte ich leise.
Deacon weitete die dunklen Augen. „Möchten Sie lieber, dass ich Sie rauswerfe?“
Als er um den Tisch herumging, hob ich eine Hand. „Hören Sie mir bitte noch eine Minute zu.“ Er hielt inne und sah mich erwartungsvoll an. „Egal welche Gefahren in Ihrer Welt lauern oder ob Sie ein guter Vater sind, finde ich nicht, dass man Ihnen Willow wegnehmen sollte. Sie ist schon genug traumatisiert und hat Menschen verloren, die sie geliebt hat. Ich merke, dass sie hier glücklich ist. Dass sie geliebt wird.“
Fragend hob er eine Braue. „Sie meinen das ernst?“
„Ja, wirklich.“
„Warum sind Sie dann hinter mir her, Weib?“
Ein nervöses Kichern entkam mir. „Es tut mir leid, aber ich muss mich um meine Schüler kümmern. Ich bin sicher, Sie tun, was Sie können, um ihre Sicherheit zu gewährleisten, aber trotzdem muss sie zur Schule gehen. Sie braucht den Kontakt zu anderen Kindern. Sie blüht in der Schule richtig auf.“ Deacon verdrehte die Augen, also sprach ich weiter. „Wussten Sie, dass ich sie für eine Versetzung im Dezember ins erste Schuljahr vorschlagen werde?“
„Wieso, stellt sie ein zu großes Problem für Sie dar?“, warf er sarkastisch ein.
„Willow ist nie ein Problem für mich. Wenn ich ehrlich bin, ist sie meine Lieblingsschülerin. Es wäre schrecklich für mich, sie zu verlieren.“
Deacons Ausdruck wurde etwas weicher. „Sie ist also echt clever oder so was?“
„Ja. Sie ist eine intelligente und fähige Schülerin. Sie begreift Konzepte viel schneller als die anderen Kinder. Ich glaube, die Herausforderung des ersten Schuljahres wird sie mehr beflügeln, als in der Vorschule zu bleiben.“
Deacon überdachte meine Argumente und rieb sich über die Kinnstoppeln. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich wusste nicht, dass sie besonders intelligent ist.“ Er grinste mich ironisch an. „Keine Ahnung, von wem sie das hat.“
„Sicherlich jeweils von Ihnen und ihrer verstorbenen Mutter.“
Bei der Erwähnung von Willows Mutter runzelte Deacon die Stirn. „Hören Sie zu, Sie sind eine Außenstehende, also kann ich Ihnen nicht viel erzählen. Aber Sie verstehen hoffentlich, wenn ich sage, dass ich mich momentan nicht wohl dabei fühle, Willow aus den Augen zu lassen. Ich kann sie nur beschützen, wenn sie auf dem Anwesen bleibt.“
„Wird sie von jemandem bedroht?“
„Es gibt Leute, die es auf mich abgesehen haben, und dafür benutzen sie alle Möglichkeiten, die sie haben, was mit einschließt, meinem Kind etwas anzutun.“
Bei dem Gedanken holte ich zischend Luft. Obwohl ich mit Deacons Welt nicht einverstanden war, musste ich ihm zugestehen, auf seine eigene missgeleitete Weise zu versuchen, seine Tochter zu beschützen.
Es musste einfach eine Lösung für das Problem geben.
Als ob Deacon meine Gedanken lesen würde, kam er um den Tisch herum und setzte sich neben mich. „Kann man keinen Tutor anheuern oder so? Jemanden, der herkommen und Willow unterrichten kann? Dann wäre ich Sie und die Behörden los.“
In all den Jahren hatte ich mehrere Schüler, die aus Krankheitsgründen zu Hause unterrichtet wurden. Es hatte mir Spaß gemacht, sie nach der Schule zu unterrichten. Außer gelegentlicher Beziehungen und Treffen mit Freunden war in meinem Leben nicht viel los. Ich hatte keinen Ehemann, für den ich nach Hause kommen musste, das Essen musste nicht zu einer bestimmten Zeit auf dem Tisch stehen und bedauerlicherweise hatte ich auch keine Kinder. Abgesehen von meinem Bruder, meiner Tante und meinem Onkel war ich ziemlich allein. Meine Schüler waren mein Leben.
„Ich könnte das machen. Nach der Schule könnte ich Willow unterrichten.“
Deacon betrachtete mich skeptisch. „Das würden Sie wirklich tun?“
„Klar. Es würde mich freuen, sie zu unterrichten.“ Ich kaute auf meiner Unterlippe und dachte über die Formalitäten nach, die das mit sich brachte. „Da sie nicht krank ist oder sich von einer Verletzung erholen muss, fällt sie nicht in das staatliche Förderungsprogramm.“
Deacon hob eine Augenbraue. „Was bedeutet das?“
„Es bedeutet, dass mein Gehalt nicht übernommen wird. Das müssten Sie selbst bezahlen.“
Ein Funke glühte in seinen Augen. „Ich sehe vielleicht aus wie ein primitiver Biker, aber ich versichere Ihnen, dass ich mir alles leisten kann, was Willow braucht.“
Verlegen röteten sich meine Wangen und ich sah schnell nach unten. „Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich habe nichts unterstellt, sondern lediglich versucht, alles im Kopf zu planen.“ Ich atmete tief durch, um meine Nerven zu beruhigen. „Ich habe schon zu Hause unterrichtet und weiß, was alles dazugehört. Es ist auch sinnvoll, wenn ich es selbst übernehme, denn ich weiß ja genau, was ihre Klasse gerade lernt.“ Ich lehnte mich vor, sah auf und lächelte ihn an. „Sollten Sie von mir nicht überzeugt sein, kann ich einen anderen Lehrer empfehlen. Aber ich glaube nicht, dass Willow einfach so jeden akzeptiert.“
„Nein, würde sie nicht. Und aus irgendeinem Grund steht sie voll auf Sie.“
„Ich nehme an, das ist ein Kompliment?“
Deacons Mundwinkel zuckten leicht. „Ja, das ist es. Willow interagiert mit niemandem außerhalb des Clubs. Und obwohl sie hier saumäßig verwöhnt wird, reagiert sie auf uns nicht einmal halb so viel wie auf Sie.“ Er schüttelte den Kopf. „Außerdem hat sie sogar gesprochen, oh Mann.“
„Ich bin froh, dass sie sich mit mir angefreundet hat. Ich mag sie sehr.“
„So sehr, dass Sie jeden Nachmittag in dieses Höllenloch kommen wollen?“
Ich nickte. „Ja, so sehr.“
Deacon erhob sich vom Stuhl. Er streckte mir die Hand entgegen. „Na, dann haben Sie sich soeben einen Job eingehandelt, Miss Evans.“
Ich erhob mich ebenfalls und nahm seine Hand. „Den nehme ich gern an, Mr. Malloy.“
„Dann erzählen wir jetzt Willow die Neuigkeiten.“
Ich folgte ihm zur Tür und konnte mir in dem Moment noch nicht vorstellen, wie sehr es mein Leben verändern würde, ein Teil von Deacon und Willows Welt zu sein.


Deacon

„Gut so! Gib mir dein Bestes, du Weichei!“, reizte ich ihn und duckte mich unter den Schlägen auf meinen Kopf.
Adrenalin strömte durch meine Adern und pumpte Energie in meine Gliedmaßen. Keine Droge oder Alkohol konnte mich je higher machen als das Boxen. Ich spürte das Gefühl, als meine Fäuste auf den harten Kieferknochen schlugen und in den weicheren Bauch und alles plötzlich zu einem Wirbelwind aus Treffern eskalierte.
Meine Füße bewegten sich schnell über den Boden des Boxrings. Ich war nicht der beste Sparringspartner, und als ich ins Fitnessstudio der Raiders gegangen war, um nach dem Rechten zu sehen, hatte ich nicht damit gerechnet, als Haupttrainer oder Sparringspartner für Bishop einspringen zu müssen.
Während ich auf den Straßen gelernt hatte, für das Überleben die Fäuste einzusetzen, hatte Bishop seine Fähigkeiten im Ring trainiert. Bevor die Raiders das Studio gekauft hatten, hatte Preacher Man uns oft hergebracht, um Dampf abzulassen. Es hatte nicht lange gedauert und Bishop hatte professionelle Boxer besiegt. Er gewann einige Titel und hätte wohl selbst Profi werden können, doch je besser er im Sport wurde, desto mehr Leute schnüffelten in seinem Privatleben herum, besonders im Club.
Für Außenstehende war das Studio mit dem Boxring und dem Martial-Arts-Training legal, doch es war nur eine Fassade. Für den Club diente es als Tarnung für Glücksspiel, Kampf- und Rennwetten. Bishop wollte keine Aufmerksamkeit auf den Club lenken und boxte weiterhin nur in den unteren Klassen.
Obwohl sich Bishop durchaus geschickt bewegte, mir auswich oder meine Schläge parierte, merkte ich, dass er nicht wie sonst drauf war. „Das entwickelt sich echt zu einem Kinderspiel, kleiner Bruder.“
„Leichter Kampf, von wegen! Du schwitzt und keuchst“, widersprach Bishop.
„Diese Jeans und die Stiefel sind nicht gerade federleicht.“
Vor mir schwankend wie eine Kobra, wartete Bishop auf meinen nächsten Schlag. Als ich mich nicht bewegte, zuckte er mit den Achseln. „Gestern ist es spät geworden, das ist alles.“
„Du Arsch. Du weißt doch, dass man einen Abend vor einem schweren Training keine Clubhuren flachlegt.“
„Habe ich auch nicht.“
„Was hat dich dann wachgehalten?“
Er wich meinem unerwarteten Schlag aus und grinste. „Man könnte sagen, dass die Lehrerin mich angetörnt hat. Ich habe die halbe Nacht auf Miss Evans gewichst.“
Ich blieb wie angewurzelt stehen. „Was hast du gesagt?“
Bishops Lachen hallte um uns herum. „Ja, ich bin Manns genug, zuzugeben, dass ich gewichst habe, anstatt eine Clubhure zu ficken.“ Als ich ihn weiterhin nur anstarrte, hörte er auf, herumzutänzeln. „Komm schon, Bro. Wenn man so einen geilen Hintern gesehen hat, fällt es schwer, sich etwas Geringeres ins Bett zu holen. Ich habe sie zwar nur ungefähr fünf Minuten gesehen, aber du hast sie sofort begrapscht.“ Er schloss kurz die Augen. „Kannst du dir vorstellen, wie eng sie sein muss?“
Ehe ich mich versah, setzte ich einen rechten Haken auf seinen Kiefer.
Bishop taumelte rückwärts. Er schüttelte den Kopf und rieb sich mit dem Handschuh das rote Kinn. „Deacon, was soll der Scheiß, Mann?“
„Rede nicht so über Willows Lehrerin.“
„Natürlich nicht vor ihr, aber ich dachte, du und ich verstehen uns, was Pussys betrifft.“
Ich schüttelte den Kopf und knurrte. „Nicht bei ihr.“
Bishop lehnte sich an die Seile. „Willst du mir erzählen, dass du sie nicht verdammt heiß findest?“
Ich trat näher, bis wir uns wieder gegenüberstanden. „Hast du ein Hörproblem, Bro? Ich habe gesagt, rede nicht so über sie.“ Ich schubste ihn. „Du kannst was erleben, wenn du deinen jugendlichen Charme bei ihr einsetzt, um sie flachzulegen. Sie ist tabu, kapiert?“
Bishop weitete die blauen Augen. „Äh, okay, ich glaube, ich hab’s begriffen.“ Wir standen uns Nase an Nase gegenüber. „Hab’s laut und deutlich gehört. Aber vielleicht solltest du ihr ans Bein pinkeln, um dein Gebiet klar zu markieren.“
Ich warf den Kopf zurück und lachte. „Darum geht es nicht.“
„Bist du sicher? Denn ich habe dich noch nie so gereizt gesehen, wenn einer Cheyenne beschnuppern wollte.“
Verdrossen knirschte ich mit den Zähnen. „Kennst du nicht die alte Weisheit, dass man nicht dahin scheißt, wo man isst?“
„Doch, schon.“
„Aus Gründen, die ich nie verstehen werde, bedeutet Willow ihre Lehrerin sehr viel. Und wenn irgendein Flachwichser sie anmacht und verscheucht, wird Willow traurig sein. Ganz abgesehen davon, dass diese Frau mich wegen dem Jugendamt bei den Eiern hat.“
Bishop dachte darüber nach. „Okay, okay. Dann hebe ich mir Miss Evans eben für meine Wichsfantasien auf.“
Ich rollte mit den Augen und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Du bist so ein widerliches Schwein.“

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