Haven Brotherhood: Haven Brotherhood: Down & Dirty

Originaltitel: Men of Haven: Down & Dirty
Übersetzer: Julia Weisenberger

Erschienen: 08/2020
Serie: Haven Brotherhood
Teil der Serie: 6

Genre: Contemporary Romance, Soft-SM / BDSM
Zusätzlich: Rockstar Romance

Location: USA, Texas, Dallas


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-483-2
ebook: 978-3-86495-484-9

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

Erhältlich bei u.a.:

und allen gängigen Onlinehändlern und im Buchhandel

Haven Brotherhood: Haven Brotherhood: Down & Dirty


Inhaltsangabe

Die Haven Brotherhood: Wilde Leidenschaft und unnachgiebige Loyalität, besonders wenn es um ihre Frauen geht.

Axel McKee gab seine Musikkarriere vor Jahren auf, begrub seine Träume vom Scheinwerferlicht und baute stattdessen mit seinen Brüdern ein Imperium auf. Er ist ein dominanter Mann in allen Bereichen seines Lebens, auch im Schlafzimmer.

Dann kam Lizzy. Ihre Präsenz springt von der Bühne ins Herz eines jeden, der sie singen hört. Axel will sie. Will ihr helfen und mit ihr zusammenarbeiten ... Aber vor allem soll sie ihm gehören.

Doch Lizzy ist ein gebranntes Kind, und ihr Vertrauen zu gewinnen wird Axels bisher größte Herausforderung. Wenn er diese wilde, hartnäckige, talentierte Frau dazu bringen kann, die Leidenschaft und Fürsorge zu sehen, die er ihr bietet, könnte er die Chance auf einen neuen Traum bekommen - das Rampenlicht mit der Frau zu teilen, die er liebt.

Der sechste und letzte Teil der Haven Brotherhood-Reihe. 

Über die Autorin

Die aus Oklahoma stammende Mutter zweier hübscher Töchtern ist attestierte Liebesromansüchtige. Ihr bisheriger Lebenslauf spiegelt ihre Leidenschaft für alles Neue wider: Rhenna Morgan arbeitete u.a. als Immobilienmaklerin, Projektmanagerin sowie beim Radio.

Wie bei den meisten Frauen ist ihr Alltag von morgens...

Weitere Teile der Haven Brotherhood Serie

Leseprobe

Klingelnde Ohren, ein rauer Hals und schmerzende Füße. Jedes Vergnügen hat seinen Preis. Eine Konsequenz, die man tragen muss, wenn der Genuss vorüber ist. Aber für Lizzy war dieser Preis es nicht nur wert, sondern notwendig. Besonders da der Großteil dessen, was sie dazu benutzte, um ihre Rechnungen zu bezahlen, daher stammte, dass sie sich dem überließ, was sie am allermeisten auf dieser Welt liebte.
Nichts war besser, als ihre Musik live mit der Menge zu teilen. Gar nichts. Es lag eine Verbindung darin. Eine ursprüngliche Energie, angetrieben von den Gefühlen um sie herum, die ihr Inneres flutete und den...

...ganzen Alltag dämpfte. Alles, was noch übrig war, war reine Seligkeit. Eine unbeschreibliche Lebendigkeit, die mit fantastischem Sex vergleichbar war – nur ohne die Verwundbarkeit und das Risiko, dass einem das Herz gebrochen wurde.
Von ihrem letzten Set high, ging sie direkt von der Bühne in den schäbigen rechteckigen Lagerraum, der auch als Backstageraum für die Künstler in der Bar diente. Ihre Bandmitglieder waren ihr dicht auf den Fersen.
„Lizzy, Baby! Das war verdammt genial!“ Tonys Lob echote von den einstmals weißen Wänden, die jetzt dank zu vieler Jahre, in denen hier geraucht worden war, fleckig waren. Er war über ein Meter achtzig groß, hatte etwas längeres, dunkelblondes Haar, träumerisch dreinblickende blaue Augen und ein verruchtes Lächeln. Mit dieser Kombination zog er weibliche Musikliebhaberinnen allein mit dem Krümmen eines Zeigefingers an. Wie der Kerl auf das massive Schlagzeug, das er für jede Show aufbaute, einprügeln und fünf Stunden später immer noch so viel Energie haben konnte, wusste sie nicht, aber es würde weitere gute zwei Stunden dauern, bis er wieder runterkommen würde.
Sie schnappte sich ihren Gitarrenkoffer von dem groben Holzregal, legte ihn auf das Ledersofa aus zweiter oder dritter Hand und öffnete ihn. „Der Schuppen hier ist eine ziemliche Spelunke, aber er zieht ein verdammt gutes Publikum an.“
„Es ist nicht die Bar, die das Publikum anzieht“, sagte Skeet, der Lizzys Beispiel folgte und seine Fender-Telecaster-Gitarre verstaute. Seine Ausstrahlung war das komplette Gegenteil von Tonys. Er war eher eine Mischung aus Biker-trifft-Cowboy vor allem in Kombination mit der dazu passenden rauen Marlboro-Stimme. Er hielt inne, bevor er die schwarz-weiße Schönheit in ihren mit Plüsch gefütterten Koffer legte, und warf ihr einen Blick über die Schulter zu. „Sondern du.“
„Mann, wenn du weiter so einen Scheiß von dir gibst, wird sie sich wieder von uns zurückziehen.“ Dewayne – oder Phat D, wie ein Reporter ihn kürzlich bezeichnet hatte –, der Pragmatiker unter ihnen, stellte seinen Rickenbacker-Bass auf sein Gestell, das er in der Ecke hatte stehen lassen, und ließ sich mit einem Seufzer in den übergroßen schwarzen Sessel in der Ecke fallen. „Sie weiß, was sie kann. Wenn sie bereit ist, etwas zu tun, tut sie es auch.“
„Red keinen Scheiß, Skeet“, sagte Tony. „Mach unsere Begeisterung nicht kaputt.“
„Das mache ich nicht. Ich will nur meinen Standpunkt verdeutlichen.“
Besagter Standpunkt war, dass es an der Zeit war, an die besseren Gigs in Dallas zu kommen. Natürlich brauchte man dafür Kontakte, und Öffentlichkeitsarbeit war nicht gerade Lizzys Stärke.
Genau genommen waren Menschen ganz allgemein nicht ihre Stärke. „Es besteht kein Grund dazu, ihn deutlich zu machen. Ich bleibe nicht absichtlich in solchen Bars. Sobald ich bei diesen besseren Veranstaltungsorten auch nur einen Fuß in die Tür bekomme, schlage ich zu.“
„Drei Promoter haben dich angesprochen in genauso vielen Wochen“, erwiderte Skeet. „Wenn du einen Fuß in die Tür bekommen willst, musst du auch mit ihnen reden.“
„Und ich habe dir gesagt: Rex und ich kümmern uns darum.“
„Rex ist ein guter Kerl und ein verdammt toller Kumpel, aber er ist weder ein Promoter noch ein Manager. Er ist ein Schweißer und Künstler.“
„Er ist auch vertrauenswürdig und zieht uns nicht über den Tisch.“
„Skeet.“ D war nicht der Charismatischste in der Gruppe, aber wenn er diese leise, grollende Stimme benutzte, hielten die Leute die Klappe und hörten zu. „Lass es sein.“
„Stimmungskiller“, fügte Tony hinzu.
Lizzy grinste und holte ihr Handy aus ihrer Handtasche. Trotz der ganzen Kommentare von Skeet wusste sie, dass er es gut meinte und die gleichen Dinge wollte wie sie. Verdammt, sie wollte sie vermutlich dreißig Mal dringender. Während der Rest der Jungs andere Jobs hatte, die dabei halfen, die Rechnungen zu zahlen, inspirierte ihre Kassierertätigkeit beim ortsansässigen Aldi sie nicht besonders. „Es wird weitaus mehr brauchen als Skeets Drängen, bessere Auftritte zu organisieren, um heute Abend meine Begeisterung zu dämpfen.“
Sie sah auf ihr Handy und die ungelesene Nachricht, die auf ihrem Sperrbildschirm zu lesen war.

Rex: Muss Überstunden machen. Ich versuche, es zu schaffen, aber falls nicht, musst du mit Arschloch Vic selbst klarkommen.

Okay, das war ein Stimmungskiller.
Sie entsperrte ihr Handy und öffnete ihre Nachrichtenapp.
Nein. Es blieb immer noch dieselbe beschissene Nachricht.
„Was?“ Tony, der immer noch seine Drumsticks hielt, kam näher und verrenkte sich den Kopf, um auf ihr Handy blicken zu können.
Lizzy schaltete das Handy aus, drehte ihm den Rücken zu und warf es zurück in ihre Handtasche, bevor er den Text lesen konnte. Das Einzige, was schlimmer wäre, als wenn Lizzy sich um Arschloch Vic – auch bekannt als Barbesitzer – kümmern musste, wäre, Skeet, Tony oder D zu schicken, um ihr Geld abzuholen. Gott wusste, dass sie das ein- oder zweimal probiert hatten und danach nie weitere Auftritte hatten buchen können. „Nichts. Ich muss mich nur um etwas kümmern.“ Sie bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck und drehte sich zu ihnen um. „Ich rechne mal mit Vic ab.“
D kicherte, streckte seine langen Beine in den Stiefeln vor sich aus und überkreuzte sie an den Knöcheln. „Ich schätze, das erklärt den Blick.“
„Welchen Blick?“ Sie sah zu Tony, dann zu Skeet. „Ich habe keinen Blick.“
„Oh doch, hast du“, sagte Tony. „Als ob du einen Furz unterdrücken und dem nächsten Menschen an die Gurgel gehen würdest, der dich davon abhält, irgendwo hinzukommen, wo du allein bist und ihn rauslassen kannst.“
„Du hast ein echt beschissenes Pokerface, Püppchen.“ Skeet zündete eine Zigarette an, die er im Gebäude gar nicht hätte rauchen dürfen, und atmete, begleitet von einem leisen Lachen, eine riesige Wolke aus. „Siehst du langsam ein, wieso es praktisch wäre, jemanden mit einem Händchen für zwischenmenschliche Beziehungen zu haben?“
„Ich sehe langsam ein, dass derjenige, dem ich heute Abend an die Gurgel gehen muss, du bist.“ Sie versuchte, wie die starke Frau zu klingen, die sie auf der Bühne darstellte, aber ihr Mundwinkel hob sich zu einem Lächeln, das sie nicht unterdrücken konnte. Sie ging an ihm vorbei und boxte ihm mit einer gleichermaßen lahmen Erwiderung gegen die Schulter. „Wenn ich in einer Viertelstunde nicht wieder hier bin, überprüft mal, ob ich wegen versuchten Mordes von der Polizei abgeholt worden bin.“
Ungefähr drei Schritte hinter dem Türrahmen wurde ihr Gelächter von dem Chaos der Menge, die noch hier war, und dem üblichen Rausschmeißer „Sweet Home Alabama“ übertönt. Was Bars betraf, war The Crow nicht die übelste, in der Lizzy gespielt hatte. Das ebenerdige Gebäude war frei stehend und groß genug, um eine ordentliche Menge an Leuten anzuziehen – was notwendig war, wenn ein Großteil der Gage aus einem Anteil des Eintrittsgeldes bestand. Außerdem gingen die Türsteher hier nicht dazwischen, außer mehr als zwei Paar Fäuste waren beteiligt, und man wollte den Innenbereich nicht sehen, wenn die Lichter angingen. Die verschrammten Tische und Flecken auf dem Boden, die von der Neonreklame für Biersorten beleuchtet wurden, reichten vollkommen, vielen Dank.
Lizzy wich einer Gruppe von drei Frauen aus, die einen einzelnen Mann umzingelt hatten, der von seinem Flügelmann ungeschützt zurückgelassen worden war, und stolperte fast auf den zehn Zentimeter hohen Absätzen ihrer Stiefel.
An einem der vielen schwarzen Pubtische befand sich ein Mann, der die Vorhersagbarkeit des restlichen Raumes komplett auf den Kopf stellte. Er hatte die Füße leicht gespreizt, was locker und zugleich selbstbewusst wirkte, und trug eine gut geschnittene Hose und ein gebügeltes weißes Hemd, dessen Ärmel er hochgerollt hatte, wodurch seine muskulösen Unterarme sichtbar wurden. Er sah aus, als ob er gerade endlosen Verhandlungen in einem Besprechungszimmer entflohen wäre. Bei seiner Größe und der Breite seiner Schultern war alles, was er trug, vermutlich maßgeschneidert. Aber während seine Kleidung das komplette Gegenteil von dem war, was alle anderen hier anhatten, folgten sein langes rostbraunes Haar und der Bart nicht der Vorschrift, wie ein Geschäftsmann auszusehen hatte, und seine scharfen Gesichtszüge sprachen von einer Lebenserfahrung, die er sich auf die härteste Weise überhaupt hatte aneignen müssen.
Ein mächtiger Mann. Jemand, der mit nur einem Blick Aufmerksamkeit verlangen konnte.
Und jedes bisschen seiner Aufmerksamkeit war auf sie gerichtet.
Ein ganz neues Kribbeln machte sich in ihr breit, und ihre Schritte wurden langsamer. Ihre Hüften schwangen mit einer sexuellen Bewusstheit, die sie seit Jahren nicht mehr empfunden hatte, während sie sich durch die Menge zwischen ihr und der Bar voranarbeitete.
„Heute sind nicht viele Leute da.“ Vics raue und zugleich nörgelnde Stimme riss ihren Fokus gerade noch rechtzeitig von dem Fremden los, damit sie nicht in einen Tisch lief, der ihr direkt im Weg stand. Es dauerte eine Sekunde, ihn hinter der Bar auszumachen, halb verborgen in den Schatten in einer Ecke, sodass er die Zwanziger abzählen konnte. „Hat auch nicht geholfen, dass du mit dem letzten Set zu spät angefangen hast. Wir haben fünf große Tische verloren, während wir darauf gewartet haben, dass du und deine Jungs wieder an die Arbeit gehen.“
Nicht viele Leute. Ja, klar. Jeder einzelne Tisch war voll gewesen bis zu ihrem letzten Lied, und die Kellnerinnen waren die ganze Zeit unterwegs gewesen, seit Lizzy ihren Verstärker eingeschaltet hatte. Allerdings war Vic ein mieser Drecksack erster Güte und tat immer so, als ob die komplette verdammte Welt es auf ihn abgesehen hätte, während es in Wahrheit so war, dass er es darauf abgesehen hatte, jeden anderen aufs Kreuz zu legen.
Sie schob den unglaublich heißen Kerl aus ihrem Kopf und legte den Rest der Entfernung mit einem Schritt zurück, der hoffentlich entspannt aussah. „Das Einzige, was du heute Abend verloren hast, waren ungefähr hundert Mäuse in Fireball-Whiskeylikören.“
Vic hielt beim Zählen inne und beäugte sie mit einer erhobenen Augenbraue.
Einen Augenblick lang überlegte Lizzy, sich wie Rex auf einen Barhocker zu setzen, um zu zeigen, dass sie bereit war für eine Unterhaltung, aber dann erinnerte sie sich an Skeets Kommentar bezüglich ihres beschissenen Pokerface und verwarf die Idee wieder. „Oh, komm schon. Du hast jeder Frau, die mehr als fünf Minuten mit dir gesprochen hat, einen Drink ausgegeben.“
Vic und sein zerbrechliches Ego. Ihm dabei zuzusehen, wie er seine Brust wie ein wütender Pavian vorstreckte und schnaufend und prustend nach einer guten Erwiderung suchte, war äußerst unterhaltsam. „Frauen hier zu behalten, ist zuträglich fürs Geschäft. Wenn meine Band die Leute nicht fesseln kann, tue ich, was notwendig ist.“
„Mann, du kannst viel über heute Abend sagen, aber dass wir die Leute nicht hätten fesseln können, gehört nicht dazu. Jeder Tisch war besetzt, bis weit nachdem wir von der Bühne gegangen sind.“
Vic grunzte und warf einen unordentlichen Haufen Zwanziger vor sie auf die Bar. „Hier ist dein Geld.“
Der zu flache Stapel zerknitterter Scheine wirkte lächerlich auf der schwarzen Theke. „Das ist das Grundgehalt. Dazu kommen noch dreißig Prozent vom Eintritt.“
„Dreißig Prozent vom Eintritt, wenn das Haus voll ist. Voll bedeutet, dass die Leute hierbleiben und nicht aufstehen und gehen, bevor der Abend vorbei ist. Wenn ich mich auf Fireballs verlassen muss, um das zu erreichen, was du und deine Band nicht schaffen, ist der Deal nichtig.“
Genau das war der Grund, weshalb sie es hasste, mit Arschloch Vic Geschäfte zu machen. Oder mit Menschen allgemein. Rex hätte sein zerbrechliches männliches Ego nicht angekratzt. Verdammt, sogar das kleine Mädchen, das mit der alleinerziehenden Mutter neben Lizzy wohnte, hätte das besser gehandhabt. „Das ist Bullshit, und das weißt du. Bei unseren Buchungen hatten wir nie so eine Klausel drin, und selbst wenn … Die Leute sind geblieben.“
„Nennst du mich jetzt einen Aufreißer und einen Lügner?“
Fuck.
Lizzy zwang sich, nicht herumzuzappeln, und biss die Zähne zusammen, um sich eine gute, altmodische Anweisung zu verkneifen, wohin das Arschloch sich seine Anschuldigungen stecken konnte. Rückblickend wäre vielleicht Skeet doch die bessere Wahl gewesen, das Geld abzuholen, denn sie dachte gerade darüber nach, dass es sehr unterhaltsam sein könnte, jemandem an die Gurgel zu gehen. Und das, obwohl sie noch nie in ihrem Leben gewalttätig geworden war.
Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich aus diesem selbst gegrabenen Loch wieder retten konnte, ohne eine weitere Bar zu verlieren, in der sie spielen konnten. Sie öffnete den Mund, um mit der Schadensbegrenzung zu beginnen, erstarrte aber, weil sich eine kribbelnde Vorahnung in ihr breitmachte. Hinter ihr.
„Um Viertel vor eins hat Ihr Mann an der Tür immer noch Köpfe gezählt, die hinein und hinaus gegangen sind.“ Die tiefe maskuline Stimme mit dem Hauch eines schottischen Akzents erregte einen Augenblick lang ihre Aufmerksamkeit, bevor der kräftig gebaute GQ-Mann, den sie auf ihrem Weg durch den Raum beäugt hatte, neben ihr auftauchte. Er stellte sein leeres Whiskyglas auf die Theke. Obwohl er Vic ein freundliches Lächeln zuwarf und seine Haltung äußerlich entspannt wirkte, strahlte seine Gegenwart eine gewisse Härte aus. Eine tödliche Herausforderung, die durch seine lockere Fassade kaum verborgen wurde. Als er wieder das Wort ergriff, war sein Tonfall genauso selbstsicher und ruhig wie zuvor, aber die Warnung darin war nicht zu überhören. „Es gibt keinen Grund, das zu tun, außer man macht sich Sorgen, es könnten zu viele Leute reinkommen, nicht wahr?“
„Wer zum Teufel sind Sie?“ Typisch Vicente. Keine Ahnung und einfach unhöflich.
Der mysteriöse Mann hatte sich, ohne sich vorzustellen, in ihre Angelegenheiten eingemischt, aber sie musste zugeben, dass sie sich bereits Ähnliches gedacht hatte. Bevor sie das jedoch sagen konnte, schob der Fremde sein Glas ein wenig dichter an Vic heran, holte ein Geldbündel aus der Hosentasche und zog ein paar Hunderter heraus.
„Ich bin derjenige, der dafür sorgt, dass Sie sich an den Deal halten, den Sie bei der Buchung gemacht haben. Das Grundgehalt ist üblicherweise fünfhundert Dollar plus dreißig Prozent vom Einlass.“
Diesmal wäre es Lizzy gewesen, die sich mit einem „Was zum Teufel?“ eingemischt hätte, aber bevor sie genügend Luft geholt hatte, um die Frage zu stellen, hatte ihr mysteriöser und wirklich harter Kerl und Helfer den Kopf gedreht und ihr einen Blick zugeworfen, der ihr die Worte im Hals stecken bleiben ließ.
Genau genommen war es kein schlimmer Blick. Ja, darin lag eine ganze Menge Befehlsgewohnheit, aber er war auch beruhigend. Ein unausgesprochenes Versprechen, dass sie für ihr Vertrauen Schutz und Belohnung erwarten könnte.
Verdammt. Dadurch löste sich der Knoten der Anspannung, der ihr Inneres gequält hatte, weit genug, dass sie zum ersten Mal, seit sie Rex’ Nachricht gelesen hatte, einen tiefen Atemzug machen konnte.
Der Mund des Fremden deutete ein Lächeln an. Eine subtile Anerkennung ihrer Antwort und der Zustimmung. Und … wow. Dadurch wollte sie fast noch mehr herumstolzieren, wie wenn sie auf der Bühne stand.
Es war verrückt. Vollkommen irrsinnig und verrückt. Weshalb sie ihm schon beinahe aus Prinzip sagen wollte, wohin er sich verziehen solle.
Aber bevor sie das tun konnte, sah er wieder zu Vic und warf sein Geld auf den Tresen. „Das hier begleicht meine Rechnung.“ Er nickte in Richtung der Kellnerin, die gerade ein paar Männern hinterhereilte, die vermutlich ihre eigene Zeche prellen wollten. „Sie weiß schon, welche es ist.“ Er hielt lang genug inne, um den Kopf etwas zu neigen. „Und werden Sie jetzt das Richtige tun und Elizabeth das bezahlen, was sie wert ist? Oder wollen Sie sie nie wieder buchen und sich damit selbst die Leute entgehen lassen, die sie jedes Mal, wenn sie hier gespielt haben, angelockt haben?“
Was. Zum. Teufel. Noch. Eins.
Wer war dieser Kerl, und woher wusste er, wie gut sie hier angekommen waren? Ganz zu schweigen davon, dass niemand sie Elizabeth nannte. Nicht mal ihre Eltern, und die waren es gewesen, die diesen verdammten Namen ausgesucht hatten, was nur zeigte, wie schlecht er zu ihr passte. Sie räusperte sich und richtete sich so gerade wie möglich auf, bereit, die Kontrolle wieder zu übernehmen. Mit ihren knapp über eins siebzig und den zehn Zentimeter hohen Stiefeln, die ihr bis zu den Oberschenkeln reichten, wären die meisten schon allein wegen ihrer Größe etwas vor ihr zurückgewichen.
Aber dieser Kerl? Er war immer noch fünf bis zehn Zentimeter größer als sie und kam ihr stattdessen ein wenig näher. Als ob sie sich nur deshalb bewegt hätte, weil sie sich unbehaglich fühlte, und er bereit wäre, zwischen sie und Vic zu treten.
„Bezahlen Sie die Lady. Es gibt keinen Grund, das hier auszudehnen, wenn Sie wissen, dass das der richtige Schritt ist. Falls nicht, berauben Sie sich nicht nur einer guten Band, sondern andere werden herausfinden, was Sie getan haben, und es sich zweimal überlegen, bevor sie hier spielen.“
Vics Gesichtsfarbe wechselte zu einem intensiven Rot, das nicht mal das schummrige Licht verbergen konnte, und er machte eines dieser missmutigen Geräusche, die ein Fiesling von sich gab, wenn er sich in eine Ecke gedrängt sah. Er starrte Lizzy an. „Ein Ratschlag von mir. Dein neuer Kerl hier hat den Grips eines Schlägers. Falls du weiter Auftritte haben willst, nimm wieder Rex als Mittelsmann. Mit diesem Arschloch hier wird keiner Geschäfte machen wollen.“ Er öffnete die Kasse, schnappte sich einen Stapel vorgezählter Scheine und warf ihn neben den ersten Stapel, den sie immer noch nicht angerührt hatte. „Elfhundert. Dein Anteil vom Eintrittsgeld.“ Er sah zurück zu dem Mann neben ihr, dann erneut zu Lizzy. „Lass mich wissen, was du mit diesem Arschloch vorhast, und ich gebe dir Bescheid, ob dein Auftritt im Juli noch geplant ist.“
Damit schlug er die Kasse wieder zu und marschierte davon.
Lizzy sah ihm nach.
Und wartete.
Und versuchte heldenhaft, die Mischung aus Wut, Bewunderung und echter Angst, die sich in ihr aufbaute, nicht auf den scheinbar unbeeindruckten Mann neben ihr überschwappen zu lassen. Sie schaffte es, bis Vic und sein flacher Arsch im hinteren Büro verschwanden. Es war ein Wunder, dass ihre ersten Worte überraschend zurückhaltend waren. „Sagen Sie mir bitte, dass Sie ein Freund von Rex sind und kein Fremder, der nicht nur seine Nase in meine Angelegenheiten gesteckt hat, sondern genügend Ahnung von meinen Engagements hat, dass es mir wirklich unangenehm ist.“
Diesmal war das Lächeln, das er ihr zuwarf, nicht nur eine Andeutung, sondern der Übermut, der sich in der Wölbung seiner vollen Lippen verbarg, war so stark, dass er selbst die hart gesottenste Frau wie ein kleines Mädchen kichern lassen würde. „Ich kenne niemanden namens Rex, Mädel, daher müssen wir wohl Tür Nummer zwei nehmen. Aber an deiner Stelle würde ich mir über die Tatsache, dass ich weiß, wie viel Gage du für euren Auftritt bekommen hast, keine grauen Haare wachsen lassen. Vic ist nicht gerade für seine Kreativität bekannt. Jede Band, die diese Bezeichnung verdient, erhält denselben Deal.“
„Und Sie wissen über Bands und ihre aktuellen Vergütungen Bescheid, weil …?“
„Weil Musik mein Metier ist und ich Barbesitzer kenne.“ Er stellte sich ihr direkt gegenüber und streckte die Hand aus. „Axel McKee.“
Verdammt, die Stimme dieses Mannes war eine Waffe. Intensiv, tief und umso betörender wegen seines Akzents. Aber das war nichts im Vergleich zu seiner Präsenz. Oder zu der reinen, maskulinen Energie, die er ausstrahlte, und der überraschenden Konzentration in seinen strahlend grünen Augen.
Er hielt ihr weiterhin die Hand entgegen und wartete geduldig darauf, dass sie sein Angebot annahm.
Es war, als ob sie an einer Wegkreuzung stünde und ihre Entscheidung ihre Zukunft beeinflussen würde. Woher sie das wusste, war ihr nicht klar, aber sie spürte es bis tief in ihre Knochen. Intuitiv wurde ihr die Bedeutsamkeit der Situation bewusst, so wie ein Beutetier ein Raubtier erkannte, von welchem es als Ziel auserkoren worden war.
Und dennoch … Statt wegzulaufen, hob sie ihre Hand und drückte ihre Handfläche gegen seine.
Oh. Verdammter. Mist.
Ein Schaudern, das sie beim besten Willen nicht hätte unterdrücken können, erfasste sie, und ihr Atem stockte so subtil wie der einer Frau, die zum ersten Mal die Lippen eines Mannes auf ihrem Nacken spürte.
Seine Finger schlossen sich um ihre. Es war ein eindeutiger Beweis, dass er ihre Reaktion gefühlt und bemerkt hatte, was ihr schon an sich hätte peinlich sein müssen. Stattdessen empfand sie die stärkere Verbindung wie einen Anker während eines Tornados.
„Lizzy Hemming.“ Das Zittern in ihrer Stimme und die daraus resultierende sexy Rauheit weckten ihren ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb und sie entzog ihm ungelenk und abrupt ihre Hand. „Aber das wissen Sie ja scheinbar schon.“
„Jeder in dieser Bar kennt deinen Namen.“
„Korrekt, allerdings sah sich keiner von ihnen dazu inspiriert, herüberzukommen und das Einkommen meiner Band zu riskieren.“
Sein Lächeln war wirklich tödlich. Prompt und voller Schalk. „Vic ist ein Idiot, aber auch nicht vollkommen dumm. Sein Anteil am Eintrittsgeld hat dank dir allein eine Woche Lohn für die Hälfte seiner Angestellten abgedeckt. Und da er seine Barkeeper dahingehend trainiert hat, dass sie den Leuten bei den Drinks weniger einschenken, es aber sehr viele Gäste waren, hast du für tiefschwarze Zahlen für den Rest des Monats gesorgt. Das Letzte, was passieren wird, ist, dass du einen Gig hier verlierst.“ Er neigte den Kopf, genauso wie er es bei Vic getan hatte, allerdings lag diesmal nichts Gefährliches in seinem Blick. „Okay, falls du so weit bist, Auftritte wie diesen hier nicht länger anzunehmen, wird das hier eine ganz andere Unterhaltung.“
Alles in ihr, das aus früheren Erfahrungen gelernt hatte, ließ ihre Alarmglocken schrillen, und zwar so laut, dass sie fast zusammenzuckte. Was Einführungen betraf, war das eine sehr geschmeidige, aber sie hatte auf die harte Tour erfahren müssen, was es einem einbrachte, wenn man Süßholzrasplern zuhörte. Besonders den heiß aussehenden. „Woher genau kennen Sie Vic, obwohl er Sie nicht kennt? Und was meinen Sie damit, Sie würden sich mit Musik auskennen?“
„Ich kenne Vic, weil er – egal, ob er ein schlechter Geschäftsmann ist oder nicht – gute Bands bucht, und ich habe es mir auf die Fahnen geschrieben, gute Musik in und um Texas im Auge zu behalten. Ich kenne mich mit Musik aus, weil ich sie liebe. Schon mein ganzes Leben lang.“
„Weshalb haben Sie es sich auf die Fahnen geschrieben?“
Sein Gesichtsausdruck änderte sich, und er strahlte eine Gerissenheit aus, die ihr das Gefühl vermittelte, er hätte ganz einfach all ihre Schilde überwunden und die Frau dahinter betrachtet. „Du bist eine Frau, die sehr vorsichtig ist, Elizabeth. Warum?“
„Niemand nennt mich Elizabeth. Das passt nicht. Hat es auch nie.“
Ein Blick. Skrupellose Entschlossenheit blitzte in seinen Augen auf und seine Lippen wirkten kompromisslos streng. „Der Name passt perfekt. Du hast nur Angst, ihn zu benutzen.“ Er erwiderte ihren Blick einen Augenblick länger, wie um sicherzustellen, dass sie seine Worte deutlich gehört hatte, dann sprach er weiter. „Vic ist bekannt für das, was er gerade mit dir abgezogen hat. Als ich mitgekriegt habe, wie er es heute Abend versucht hat und wie frustriert deine Stimme klang, bin ich eingeschritten, weil mich Tyrannen verdammt sauer machen.“
„Ich hätte das schon hinbekommen.“
„Klar, hättest du. Aber du hasst es, so was zu tun. Das wusste ich in dem Moment, in dem du aufgehört hast, mich anzusehen, und deine Aufmerksamkeit ihm zugewandt hast. Außerdem hättest du mir damit die Gelegenheit genommen, ihm ordentlich eins reinzuwürgen.“
Er schob eine Hand in die Tasche und zog ein schmales Etui aus schickem hellbraunen Leder hervor, aus dem er eine Visitenkarte nahm. „Ich bin Geschäftsmann. Ich habe die Finger in mehr Bereichen, als ich manchmal selbst zählen kann, aber der, der mich am meisten interessiert, ist die Musik, weil ich sie liebe. Ich habe dir und deiner Band eine Weile zugesehen und finde, dass du ein unglaubliches Talent besitzt. Der Trick ist, das Beste daraus zu machen, indem man die Sachen, die du gut kannst, maximiert und sich sonst mit Menschen umgibt, die sich um die Dinge kümmern, die du nicht kannst.“ Er reichte ihr die Karte, und sein Blick war so kraftvoll, dass ihr schon das Atmen schwerzufallen schien. „Denk darüber nach. Wenn du dich entscheidest, die Zugbrücke weit genug zu senken, um zu reden, kannst du mich hierüber erreichen.“
Mit einem Grinsen, das fast selbstgefällig war, neigte er das Kinn und ging mit derselben Selbstsicherheit in Richtung Ausgang, die er von der Sekunde an ausgestrahlt hatte, in der sie ihn gesehen hatte.
Was war denn das gerade gewesen?
Der Gedanke kreiste in ihrem Kopf, angetrieben von einer frustrierenden Mischung aus Verlangen, Wertschätzung und Wut, die überhaupt keinen Sinn ergab. Vermutlich hätte sie ewig dort gestanden, wenn der Klang von Schritten hinter ihr und Rex’ Raucherstimme sie nicht aus ihrer Trance gerissen hätte. „Hey, Kleine. Wer war das?“
Sie stellte sich dem Freund, den sie schon fast ihr ganzes Leben lang hatte, und versuchte nicht einmal, ihren vermutlich dümmlichen Gesichtsausdruck zu verbergen. Rex mit seinem grauen Haar, das ihm bis unters Kinn reichte, dem verblassten Nirvana-T-Shirt und den noch abgetrageneren Jeans war der vollkommene Gegensatz zu dem Mann, der gerade weggegangen war. Viel unverfälschter als GQ. Aber allein ein Blick auf seine müde Miene half ihr dabei, wieder in die Realität zurückzufinden und tief einatmen zu können.
Sie sah auf die Karte, die sie fest zwischen den Fingern hielt, und dann zurück zur Tür. „Ich habe keine Ahnung. Aber du kannst deinen Arsch drauf verwetten, dass ich es herausfinden werde.“

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.